INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung 9
Zuviel Religion auf zu engem Raum – ISRAEL 12
Keine Chance, den Rucksack abzustellen Akko – Zefad – Tiberias – Nazareth 14
„Buy one Jesus and get one Paulus for free“ Tage in Jerusalem 28
Hass am Grab des Patriarchen In Bethlehem und Hebron 54
Die Reise zum Mosesberg Durch den Süden Israels zum Sinai 59
Der absolute Orient – MAROKKO 76
Kapuzenmänner unterwegs – Kulturschock zwischen Tanger und Essaouira 79
Bienenhonig gegen Liebeskummer Agadir und der Anti Atlas 91
In der vierten Generation ist Schluss – Kleiner Exkurs zur marokkanischen Geschichte 104
In der roten Stadt – Auf dem Weg nach Marrakesch 115
Die Straße der Kasbahs – Draa – Dades – Tafilalet 127
Stress in der heiligen Stadt Fes und der Norden 142
Reise zu den Rändern des Nichts – ALGERIEN 160
Die Wüste ruft – Über das Mittelmeer und die Kabylei zur Sahara 163
Ein Fleckchen Leben vor einer Mauer aus Sand – Der Grand Erg Occidental 173
Das steinerne Herz Afrikas Im Hoggargebirge 197
Sandsturm auf dem Satansplateau Mit drei Zylindern durch das Weichsandfeld 212
Die steigende Flut – El Ghardaia, Timgrad und Constantine 222
Nachtrag – Der algerische Bürgerkrieg 234
Zwischen Wüste und Meer – Tunesien 236
Minze Tee über der Medina – In der Casa Chaabane am Golf von Tunis 238
Die Berber in der Tiefparterre – Von Tunis nach Djerba 257
Der Einfall der Banu Hillal – Kleiner Versuch über die Zuwanderung 272
Nicht willkommen in der heiligen Stadt – Am Rande der Wüste und in Kaiouran 282
Die Schichten der Erinnerung – Rückblick auf die tunesische Reise 296
Tagebuch einer nicht unternommenen Reise – LIBYEN 299
Ein Konzentrat der Weltgeschichte – ÄGYPTEN 306
Im Schatten der Jahrtausende – Ankunft in Kairo 309
Der verschwundene Kalif – Ein Spaziergang durch Kairos Moscheen 316
In Ägypten kommt die Höflichkeit vor der Wahrheit – Nildelta, Suez, Fayum 331
Der große Pharao – in der nubischen Wüste Reisen durch Oberägypten 339
Arabischer Frühling– und was nun? Ein Nachwort 356
Anhang 362 Bebilderungsnachweise 363 – Literaturhinweise 364 Über den Autor 367
Einleitung
Nichts geschieht jenseits des Mittelmeeres, was Europa nichts angeht. Das war schon immer so gewesen, am Beginn geschichtlicher Zeiten ebenso wie heute. Einer der beiden Paukenschläge, mit denen die Menschheit vor fünftausend Jahren die Bühne der Geschichte betrat, ertönte in Ägypten. Christentum und Judentum, teilweise selbst der Islam, besitzen ihre Ursprünge in Palästina. Und doch hat sich – wenn man den Sonderfall Israel einmal außen vor lässt – am südlichen Ufer des Mittelmeeres ein Zivilisation entwickelt, die in allen ihren wesentlichen Zügen der europäischen diametral entgegengesetzt ist: in der unbedingten Ernsthaftigkeit der Religion, im Verhältnis der Geschlechter, in der Wertschätzung der Familie, im Ausmaß demokratischer Prozeduren und selbst in der Kunst. Nie war dieser Gegensatz so deutlich wie heute, wo sich der Islam nach einer erstaunlichen Revitalisierung einem religiös erschöpften Europa gegenübersieht. So verbinden und trennen Europa mit dem nordafrikanischen Orient starke Bande der Gemeinsamkeit und der Unterschiedlichkeit zugleich – in jedem Land mit einem anderen Akzent und bis aufs Äußerste zugespitzt in Israel, dem kleinen Land, in dem drei große Weltreligionen aufeinanderprallen.
Diese Vielfalt kann mit Büchern alleine nicht begriffen werden. Man muss sie sehen, man muss ihre Geräusche hören, ihre Gerüche riechen und ihre Menschen kennenlernen, und auch dann geht die Gleichung nie ganz auf. Vieles bleibt, was nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen ist.
Von einem gemeinsamen Nenner sind auch die Reisebilder dieses Buches weit entfernt, aber es soll trotzdem versucht werden, ein wenig von der Vielfältigkeit dieses Weltteiles lebendig werden zu lassen. Nicht objektiv, was unmöglich wäre, sondern gebrochen durch die Perspektive eines Reisenden, der sich auf eigene Faust aufmacht, diesen Teil der Welt zu begreifen. Dass dieses Begreifen und die daraus erwachsenden Urteile durch und durch subjektiv sind, braucht nicht eigens betont zu werden.
Grundlage dieses Buches sind insgesamt acht Reisen, die ich im Laufe der Jahre zwischen Jerusalem und Marrakesch unternommen habe. So oft es möglich war, habe ich versucht, die Unmittelbarkeit der Reiseerfahrung vor Ort, die sich in meinen Reisetagebüchern niederschlu,g in den Text zu überführen. Das bringt es mit sich, dass einige der Urteile, die in diesem Buch gefällt werden, direkter daherkommen als in früheren Büchern. Vielleicht aber hat das auch damit zu tun, dass einem manchmal das als besonders fremd erscheint, was einem in Wahrheit sehr ähnlich ist.