Die fünf Schubladen der schwedischen Geschichte

Allmählich gewinne ich einen Überblick über die schwedische Geschichte. Inzwischen erscheint sie mir wie ein Schrank mit fünf Schubladen. In der untersten Schublade befindet sich die schwedische Vorgeschichte, gewissermaßen die Zeit, als es noch gar kein Schweden gab – also die Epoche, in der  300 v. Chr.  der Grieche Pythias nach Norden segelte und bei seiner Rückkehr von anormal  langen Sommertagen berichtete . Plinius der Ältere sprach im 1. Jhdt. von einer Insel im Norden mit dem Namen „Skandinavien“. Tacitus erwähnte im Jahr 98 die „SVEAVOLK, in denen die Schweden ihre Vorfahren erkennen möchten.  

Björn Eisenseite unterwegs

Die zweite Schublade ist die europageschichtlich bedeutsamste. Es handelt sich um die  Wikingerzeit, die vom 9. Bis zum 11. Jhdt. reichte.   In dieser Zeit plünderten die westlichen Wikinger von Dänemark und Norwegen aus die Küsten Westeuropas und segelten nach Island, Grönland und Amerika. Die östlichen Wikinger, wenn man so will, die Vorfahren der Schweden, befuhren  die Flüsse zwischen Ostsee und Schwarzem Meer und gründeten das Reich von Kiew, die Mutter Russlands. Wer mehr darüber erfahren will, der klicke hier. 

Jarl Birger, der Gründer Stockholms

  Die dritte Schublade der schwedischen Geschichte beinhaltet die Zeit des Hoch- und Spätmittelalters (1100-1523), in der sich die Christianisierung und die Staatswerdung Schwedens vollzog. Stockholm wurde gegründet, Schweden schlug sich mit der Hanse und als Teil der Kalmarer Union mit Dänemark herum, ehe es unter den Vasa Königen wirklich selbständig wurde. 

Miniaturmodell der Vasa

  Auf die vierte Schublade der schwedischen Geschichte (1523-1721) sind die Schweden besonders stolz. Sie repräsentiert die Epoche der schwedischen Großmacht. Grundlage dieser Großmachtstellung waren das Organisationstalent der Vasa Könige, die Bodenschätze Mittelschwedens und die Integration einer freien Bauernchaft in den Staatsverband. Mit seinem Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg rettete Schweden 1630 den deutschen Protestantismus vor der katholischen Gegenreformation. Drei Genrationen später kämpfte Schweden mit dem russischen Zarenreich um die  um die Vorherrschaft in Osteuropa.  Mit der Niederlage Karls XII gegen Peter den Großen von Russland ging die Zeit der schwedischen Großmacht zu Ende.

  Die fünfte Schublade ist Nachgeschichte. Schweden wird zur Mittelmacht, dann zu einem neutralen Land, das sich vorwiegend mit sich selbst beschäftigt, sich industrialisiert und sozialdemokratisiert,  bis es zum im 20. Jahrhundert zum moralischen Champion der europäischen Nationen wurde. Auch eine Pointe der nationalen Geschichte, die längst nicht jedes Volk hinkriegt