Heinrich Harrer: Sieben Jahre in Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama
Heinrich Harrer bin ich in den unterschiedlichsten Altersstufen, in denen ich das Buch immer wieder aufs Neue las, stets mit der gleichen Begeisterung durch Tibet gefolgt. Am liebsten begleitete ich auf seiner Reise durch die Schluchten des Himalaja zum Changthang oder zu seiner Audienz beim kleinen Dalai Lama, der mir anfänglich vorkam wie eine Mischung aus dem kleinen Prinzen, Mogli und dem noch kindlichen Jesus, der alle seine Lehrer mit seiner Weisheit überraschte. Harrer war es vor allem, der meine undeutlichen Ahnungen des Lhasa-Tales, des Potala und des Sommerpalastes mit Konturen versah. Vor meinen Augen entstanden Tempel und Paläste, Verschwörungen und Intrigen, ich empörte mich über die Anpasser und Verräter, die es auch auf tibetischer Seite gab, und konnte das Verhängnis gar nicht fassen, dass die Chinesen am Ende des Buches über das schutzlose Schneeland brachten.
Heinrich Harrer, der als Teilnehmer einer deutsch-österreichischen Nanga Parbat Expedition beim Ausbruch des zweiten Weltkrieges von den Engländern gefangengenommen worden war, floh aus der britischen Gefangenschaft über die Berge des Himalaja nach Tibet und erreichte nach einer fast zwei Jahre währenden Odyssee vorbei an Kailash und Manasarwoarsee zusammenmit seinem Bergsteigerkameraden Peter Aufschnaiter schließlich die vebotene Stadt Lhasa, wo er den damals gerade erst gut zehn Jahre alten 14. Dalai Lama kennenlernte und ihm einige Jahre als Berater diente.
Harrers Buch wurde durch die gleichnamige Verfilmung weltberühmt, so berühmt, dass sich kaum jemand den jungen Harrer anders als mit den Zügen Brat Pitts vorstellen kann. Die Lektüre des Buches aber ist noch einmal etwas ganz anderes: es ist einer der letzten großen Abenteuerberichte der Entdeckungsgeschichte, leider ohne Happy-end, denn im Jahre 1950 fielen die chinesischen Kommunisten über das wehrlose Schneeland her und knechten es bis heute.