Lama Anagarika Govina: Der Weg der weißen WolkenLama
Anagarika Govinda wurde als Ernst Lothar Hoffman als Sohn eines Deutschen und einer Bolivianerin geboren. Er studierte Philosophie, promovierte und wich vor den heraufziehenden politischen
Katastrophen des europäischen Totalitarismus nach Indien aus, wo er
eine Zeitlang als Lektor in Patna arbeitete, ehe er sich zum tibetischen
Buddhismus bekehrte. Als Frucht seiner jahrzehntelangen theoretischen,
spirituellen und praktischen Beschäftigung mit Tibet entstand „Der Weg
der weißen Wolken“ das vielleicht schönste aller Tibetbücher, ein
Schwanengesang auf das Schneeland, seine Absonderlichkeiten, Enormitäten und Wunder unmittelbar vor den schrecklichen Zerstörungen der chinesischen Besatzungszeit.
„Was in Tibet vor sich geht,“ schrieb Govinda nach dem Einmarsch der Chinesen, “ist symptomatisch für das Schicksal der Welt. Wie auf einer ins Riesenhaften erhobenen Bühne spielt sich vor unseren Augen der Kampf zwischen zwei Welten ab, der je nach Standpunkt des Beobachters entweder als der Kampf zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Rückständigkeit und Fortschritt, zwischen Religion und Wissenschaft, Aberglaube und Vernunft gedeutet werden kann – oder als der Kampf zwischen Mensch und Maschine, geistiger Freiheit und materieller Macht, der Weisheit des Herzens und dem intellektuellen Wissen des Hirns, zwischen der Würde des menschlichen Individuums und dem Herdeninstinkt der Masse.“
Govindas Reise führte ihn in den Späten Vierziger Jahren nach Westen, über die weiten ebenen des Changthang zum Heiligen berg Kailash, zum Manasarowar See und in das versunkene Königreich von Guge. Er sieht die Ruinen von Tsaparang und Tholing, besucht die Höhlen von Padmasambhava, Milarepa und Atisha und findet hinter jedem Stein und jedem Halm Belege für die Großartigkeit der Welt. Es ist ein Buch, das jedem das Herz wärmt, nicht nur denen, die die Wunder Tibets noch nicht gesehen haben. Und es ist ein Buch voller Hoffnung, denn jede Seite seines Werkes atmet den Geist, das Tibet nicht verloren ist, eine Hoffnung, die Govinda selbst am Anfang seines Buches wie ein Gebet formulierte: „Noch niemand hat Tibet je betreten, ohne seinem Zauber anheim zu fallen., und wer weiß,
ob nicht die Chinesen, zum guten Ende, statt die Tibeter zum Kommunismus
zu bekehren selbst allmählich unter dem Einfluss Tibets verwandelt
werden wie dereinst die mongolischen Horden.“ Wenn er doch recht hätte.