Clavell: Shogun

Da sage noch einer, die Epoche der historischen Schmöker sei vorüber. Das Japan Epos „Shogun“ von James Clavell beweist das Gegenteil. Zugegeben, das Buch ist nichts für Sprachästheten und Leute, die dezente Reflexionen lieben. Aber es bietet ein lebenspralles Portrait Japans am Ende des 16. Jahrhunderts mit einem Personal, das vor lauter Saft und Kraft kaum geradeaus laufen kann. Das Buch spielt im Jahre 1600, wenige Jahre nach dem Tod der ersten Reichseinigers Nobunaga und Hideyoshi und unmittelbar vor den entscheidenden Auseinander- setzungen, die die Tokugawa-Dynastie zum Shogunat führen sollen. Hauptfigur des Buches ist der englische Navigator John Blackthorne, den es auf einem europäischen Schiff nach Japan verschlagen hat. Dort muss er nicht nur lernen, sich anständig zu waschen sondern sich  der Nachstellungen der Portugiesen  erwehren, die in den protestantischen Eindringlingen die Sendboten des Teufels sehen.  Allerdings können die Portugiesen bereits auf beachtliche Erfolge verweisen, denn um 1600 waren bereits über 100.000 Japaner zum Christentum konvertiert, so dass es für einen Wimpernschlag der Weltgeschichte so aussah, als  könne Japan ein christliches Land werden. Auf über 1000 Seiten entfaltet James Clavell das packende Panorama einer japanischen Entscheidungszeit  mit jeder Menge charakteristischer und überzeugend gestalteter Figuren sowohl auf japanischer wie auf europäischer Seite. Jedem, der sich für die japanische Geschichte und Wesensart interessiert, empfehle ich dieses Buch als ideale Einführung.  Es ist nicht nur spannend und kurzweilig, sondern im Hinblick auf Brauchtum und  Lebenswelt, auf Sitten und Empfindungsweisen der Japaner ungemein aufschlussreich.

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