Tony Wheeler, der Gründer der Lonely Planet Guides hat die Apa Guides einmal als typische „Coffee Table Books“ bezeichnet, mit denen man nicht besonders gut reisen könne. Das mag in gewisser Hinsicht sogar zutreffen, denn was reisepraktische Infos betrifft, können die Apa Guides mit den Lonely Planet Reiseführern oder den „Reise know how“-Büchern nicht konkurrieren. Aber das wollen sie auch gar nicht. Die Apa Guides sind einem anderen Konzept verpflichtet, das ich erst im Laufe der Zeit verstanden habe. Es handelt sich um Bücher für die Reise vorher und die Reise nachher, d. h. um Appetizer, die mit wunderbaren Bildern Lust auf das Land machen und um Erinnerungsverstärker, die man nach der Reise als Vademekum für nostalgische Reisereminiszenzen verwenden kann.
Die vorliegende Ausgabe über Japan ist ein besonders gelungenes Beispiel für dieses Konzept. Ohne zu übertreiben: so zauberhafte und inspirierte Bilder in einer so tadellosen Reproduktion habe ich in keinem anderen Reiseführer über Japan gefunden. Lange bevor ich angefangen habe, intensiver über das Land zu lesen, habe ich bereits im Apa Guide geblättert. Welche Seite ich auch umschlug, überall traf ich auf ambitionierte und beeindruckende Aufnahmen, die von den besten Fotografen der Branche geschossen worden waren. Aber auch die Texte sind nicht schlecht, zumal sie bestimmte Aspekte beleuchten, die man in anderen Reiseführern in dieser Form nicht finden wir – etwa die Welt der Rikishi oder die Rolle des Bambus in der japanischen Architektur. In einem ersten, einführenden Teil werden Geschichte, Natur, Menschen und Kultur beschrieben – zugegeben, etwas kurz, als wollten die Autoren verhindern, dass die Konzentration des Lesers sich allzuweit von den Fotografien entferne. Im Hauptteil des Buches folgt eine Durchreisung des ganzen Landes in vier Kapiteln: zunächst eine reportageartige Stippvisite durch Tokyo und sein Hinterland, dann durch den Norden bis nach Hokkaido, schließlich nach Kyoto und Kansai, um endlich im Süden, in Kyushu, die virtuelle Reise ausklingen zu lassen.
Für jeden, der sich einem fremden Land in erster Linie mit den Augen nähert (das geht an dich Malte), ist das vorliegende Buch eine unschlagbare Wahl.