Wolf-Ulric h Cropp: Alaska-Fieber – Wildnis, Abenteuer, Einsamkeit
An den Stil dieses Buches muss man sich erst einmal gewöhnen. Mancher derbe Spruch befremdet zunächst. Muss es denn wirklich so rüde sein? Doch jeder, der weiter liest, wird sich bald korrigieren. Was ungeschliffen erscheint, entpuppt sich als die packende Direktheit eines modernen Jack London, der es versteht, seine Abenteuer nicht nur zu überleben sondern auch genau die richtige Sprache zu finden, um von ihnen zu erzählen.
Als Bären- und Elchjäger an der Seite eines fast verhungerten Eskimos erlebt Wolf-Ulrich Cropp die Tücken des arktischen Eisbruchs, an der Seite eines Aussteigers, den der Wildnis-Koller plagt, gerät er an den Rand des Hungertodes. Er begleitet die Hundeschlittenführer auf dem Iditarot-Trail und schließt Bekanntschaften mit den schrägsten Figuren in den Spelunken und Eskimo-Hüten. . Mehr als einmal geht es dabei ans Eingemachte: Glaubt man dem Autor, rettet ihn nur eine Fehlzündung vor dem Todesschuss des manischen Aussteigers, mehr als einmal droht Erfrieren, Verhungern oder Verunglücken in der gnadenlosen Wildnis. Die Menschen, die der Autor dabei portraitiert, sind von dem Land, das sie bewohnen, gezeichnet: es sind keine Helden, aber Unikate in einem Teil der Erde, der aus jedem den innersten Kern dessen herausholt, was in ihm steckt.
Über die rein erzählerischen Qualitäten hinaus bietet das Buch ein implizites Glossar von Alaska-Begriffen wie „Blaunasen“ (S. 22 Polarbesucher), „Drunken Forrest“ ( S. 2 -ein Wald bei dem der Frost die Wurzeln sprengt) „Niggerheads“ ( s. 34: dicke Grasbüschel inmitten sumpfiger Ebenen ), „Eisfischen“ (183) „Eisbruch“(189), „Eiskante“ (192) und vieles mehr.. Am Ende weiß man nicht nur über die Symptome eines „Polarkollers“ (S- 123), die Geschichte des Iditarod-Trails (S. 214ff.) , den Trichinenbefall bei Bären (55,207) sondern auch über den Bau eines Blockhauses (S. 36f.) und die grenzenlose Traurigkeit der Arktis (S. 56) Bescheid. Man liest von Belagerungen, den die Blockhausbewohner im alaskanischen Winter durch Bären und Wölfe (S. 70,76) zu erdulden haben und weiß nun, wie lebensgefährlich es ist, in der Arktis tief durchzuatmen (S.178) oder mit Einheimischen um 4.000 Dollar zu wetten (S. 276).
Am Ende verlässt der Autor Alaska vollkommen pleite aber mit dem unbeschreiblichen Glücksgefühl im Herzen, dass er als „Chechakoo“, als „Biber“ oder als „Greenhorn“ ein wenig hinter die Kulissen hatte blicken und vom „Alaska-Fieber“ hatte kosten können. Dass er dann noch die Kraft fand, diese Erfahrungen zum Nutzen aller Alaskaenthusiasten in diesem ganz ausgezeichneten Buch zusammen zu fassen, ist mehr als man erwarten konnte. Danke, Wolf-Ulrich.