Baumann: Die Seidenstraße. Auf der legendären Route nach Asien

  Seidenstraße ist in. Anders kann man es nicht sagen. Die Wiederbelebung der „Neuen Seidenstraße“ durch China  hat die Erinnerung an die berühmteste Straße der Welt neu belebt. Dabei sind die Interessen durch aus unterschiedlich verteilt: während es China um die Errichtung einer neuen Infrastruktur für den eurasischen Gesamthandel geht, interessieren sich europäische Fernreisende  für die Geschichte und die Kultur der fast 2000 Strafe Straße.

  Das ist in etwa auch das Thema des vorliegenden Buches, das Bruno Baumanns Reise als Mitglied eines internationalen Kulturteams von Venedig bis zum Tarimbecken beschreibt.  Das mit sehr schönen Bildern des Autors und es Fotografen  Michael Strohmann  ausgestattete Buch ist aber eigentlich eher ein Kulturführer als ein Reisebuch, was keineswegs ein Nachteil ist. Denn Bruno Baumann gelingt es, auf seiner Route die vielfältigen kulturellen Beziehungen zwischen Europa und Zentralasien mit Hilfe langer geschichtlicher Exkurse anschaulich zu machen.  Zugute kommt Baumann, dass er als erfahrener Extremreisender viele Gebiete der Seitenstraße bereits kennt und daher die Veränderungen sehr deutlich wahrnimmt,  die die von den Chinesen vorangetriebene Kommerzialisierung bereits verursacht hat. Das fällt ihm vor allen Dingen in Kaschgar auf, aber auch an den neu entstandenen  Großstädten des Tarimbeckens. Mit Abstand am interessantesten sind die Passagen, in denen Baumann die Reise seiner Kulturkarawane vom usbekischen Ferghanatal nach Kokand über Tadschikistan nach Kaschgar und von dort über südliche  Seidenstraßenroute beschreibt. Hier wandelt Bruno Baumann unverkennbar auf Sven Heins Spuren, d. h. er ist nicht nur superfit, sondern auch historisch erstaunlich sattelfest. Eine ganz ausgezeichnete Chronologie der Seidenstraße rundet das Buch ab.

  Allerdings, und das ist der einzige Kritikpunkt an dem ansonsten ganz ausgezeichneten Buch, bricht Baumann gewissermaßen „zu früh“ ab. Während die europäischen Passagen der Kulturreise sehr breit beschrieben werden, fehlen wesentliche Teile der  nördliche Route des Tarimbeckens.  Kizil wird nur erwähnt, und vor allem:  Dunhuang fehlt völlig. 

 Warum? fragt  sich der Leser. War die Kulturreise in Khotan zu Ende? Dann gäbe es immerhin Hoffnung, auf eine Fortsetzung der Reise, die von Turfan und Dunhuang durch den Gansu Korridor bis nach Lanzhou und Xian führen könnte. Schön wär´s. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert