Die Dominikanische Republik, die Osthälfte der großen Karibikinsel Hispaniola – ist das nicht das Feriengebiet, in das jedes Jahr an die drei Millionen Pauschalurlauber aus
Europa und Nordamerika einfliegen, um sich ebendort derart vollständig in ihren Luxusressorts einzubunkern, dass sie von Land und Leuten außer Kellnern und Zimmermädchen nichts gesehen haben, wenn sie das Land wieder verlassen? Das ist ein Jammer, denn Amerika wurde auf Hispaniola geboren. Hier entstanden die erste Stadt der neuen Welt, die erste Universität, die erste Kathedrale – und leider auch der erste Völkermord an den einheimischen Indianern.
Dieser geschichtlichen Atmosphäre wollten wir auf einer selbstorganisierten Reise nachspüren, einer Reise, die uns zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Insel führen würde, bei der aber auch Erholung und Entspannung nicht zu kurz kommen sollten. Und jetzt die gute Nachricht: Das ist möglich. Und sogar zu einem sehr überschaubaren Preis, der noch unter dem der meisten Pauschalanbieter liegt. Hier unsere Reise, die Route, die Organisation und die Kosten für diejenigen, die es auch auf eigene Faust versuchen wollen.
Überblick: Wir wollten uns in Ruhe Santo Domingo ansehen, ohne Zeitdruck durch die Zona Colonial schlendern, wollten verweilen, wo es uns gefiel, in den Cafés herumhocken, uns die Leute ansehen und die abendliche Atmosphäre der alten Plätze genießen. Dann wollten wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Insel durchqueren, einige Tage an der Nordküste bleiben, um dann, in der letzten Woche der Reise, wieder selbstorganisiert, zur zauberhaften Halbinsel Samaná weiterzureisen, wo wir zum Abschluss eine Woche Luxushotel zum Sonderpreis vorgebucht hatten.
Flug – Wer ein wenig mit Vorlauf plant, kann mit Iberia spottbillig in die Dominikanische Republik fliegen. Wir haben einen Flug für sage und schreibe 620 Euro von Düsseldorf über Madrid nach Santo Domingo und zurück gebucht. Das ist wirklich ein Kampfpreis, den man allerdings nur bekommt, wenn man die Internetportale genauer durchforstet. Es wäre außerdem gelogen zu sagen, dass der Flug mit Iberia das reine Vergnügen gewesen ist, denn die Sitzabstände in den Maschinen gehören bei Iberia zu den engsten auf dem Markt. Aber die Airline war pünktlich, und es gab sogar etwas zu essen (nicht viel, aber wir kamen durch). Der Fernflug dauert je acht Stunden entsprechend der Wind- und Wetterverhältnisse, der Zubringer benötigt gute zweieinhalb Stunden von Düsseldorf nach Madrid.
Ankunft – Bevor man sich an der Passkontrolle auf dem internationalen Flughafen von
Santo Domingo anstellt, muss man eine Touristenkarte für zehn US Dollar lösen. Wer einen passenden Dollarschein zu Hand hat, kann das an einem Automaten erledigen, sonst muss man sich vor einem entsprechenden Schalter anstellen. Zur Einreise genügt der Reisepass. Leider existiert vom internationalen Flughafen aus kein öffentlicher Bus in die Stadt. Man ist gezwungen, ein Taxi zu nehmen, und leider ist das am Flughafen kaum unter 35 – 40 USD zu bekommen. Man kann sich auf den Kopf stellen, die Taxifahrergewerkschaft hat den Markt total kartellisiert, und jeder Taxifahrer, der es billiger zu machen versucht, riskiert eine Tracht Prügel von seinen Kollegen.
Santo Domingo ist eine Stadt, die man bequem in zwei Tagen (drei Nächten) kennenlernen kann. Mit Ausnahme des Faro de Colon kann man alle Ziele in der Zona Colonial zu Fuß erreichen- wenn man ein zentral gelegenes Hotel besitzt. Wir haben mit dem Hotel Beaterio (Wertung bei booking.com 9,1, von 10 ) gleich am Place Durarte und nur drei Minuten vom Parque Colon entfernt, die allerbesten Erfahrungen gemacht. Es handelt sich um ein kleines, gepflegtes Hotel mit zwölf Zimmern, die auf zwei Etagen um einen sehr ruhigen Innenhof herumgruppiert sind. Die Zimmer sind nicht groß, aber sauber, das Bad ist tiptopp, ebenso die Betten, und das morgendliche Buffet-Frühstück ist eine Wucht. Allerdings ist der Preis von 100 USD pro Nacht für zwei Personen nicht billig, aber es lohnt sich wegen der zentralen Lage und der kurzen Wege.
Geld ziehen mit der Visa- oder Master Card-Karte kann man in der Zona Colonial an der Niederlassung der Bank of Scotland in der Calle Las Damas gleich in der Nähe des Parque Colon. Allerdings werden pro Kreditkarten-Transaktion 200 Pesos Gebühr berechnet. Es lohnt sich also nicht, öfter kleinere Beträge abzuheben. Euro würde ich nicht mitnehmen – nicht nur weil diese Weichwährung immer mehr an Wert verliert, sondern auch, weil es für Dollars viel bessere Peso- Kurse gibt. Als wir unterwegs waren, stand der Euro 1,06 zum Dollar, faktisch wurde aber 1 zu 1 gerechnet.
Wie wir es uns vorgenommen haben, sind wir zwei Tage lang ausgiebig durch die Zona Colonial von Santo Domingo, dem ältesten Bauensemble Amerikas, geschlendert. Wir sind die Calle Las Damas und die Calle Conde herauf- und herunterspaziert und haben uns den Parque Colon und die Plaza Espana, den Alcazar de Colon, das Fortaleza Ozama, das Dominikanerkloster, die Kathedrale, den Plaza de Indepedencía und die Ruinen des Franziskanerkonvents in aller Ruhe angesehen. Einen halben Tag lang sind wir den Malecón, die Uferstraße der Zona Colonial entlanggelaufen, was ich allerdings nur bei Tageslicht empfehlen würde. Denn unterhalb der großen Montesino Statue trifft man nicht nur die Ärmsten der Armen, die Haitianer, die hier als Obdachlose unter Palmen schlafen müssen, sondern auch allerlei Halunken. Einen weiteren halben Tag sind wir zum Faro de Colon gefahren. Dieses Monstergebäude, das aus Anlass des 500jährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas im Jahre 1992 für einen gigantischen Dollarbetrag errichtet wurde, sollte man sich ansehen, wenn man schon mal in Santo Domingo ist, auch wenn die sterblichen Überreste von Kolumbus sich wahrscheinlich gar nicht hier sondern in Sevilla befinden und die Länderausstellung innerhalb des Riesengebäudes einem internationalen Flohmarkt gleicht. Gut ist immerhin der Blick auf die Skyline von Santo Domingo, den man von der Empore des Faro de Colon aus genießen kann. Eine Taxisfahrt zum Faro de Colon und zurück kann man für 400 Pesos erhalten, das sind gut acht Dollar, das ist nicht billig, aber bequem.
Nach drei Nächten fuhren wir für 300 Pesos ( gut sechs Dollar) vom Hotel zur Busstation von Caribe Tours im Westen der Stadt. Caribe Tours ist neben Metro Tours eine der beiden landesweit operierenden Busanbieter, mit denen man bequem über die Insel kommt. Alle Busse sind geräumig und klimatisiert, schlecht ist nur, dass man bei Caribe Tours – weiß der Geier, wieso – nicht vorbuchen kann. Allerdings fuhren die Busse von Santo Domingo nach Sosúa an der Nordküste praktisch im Stundentakt, so dass das Wegkommen kein Problem war. Die Busfahrt von Santo Domingo nach Sosúa dauerte etwa fünf Stunden und führte über eine gut ausgebaute Schnellstraße am Ostrand der Cordillera Central entlang zuerst nach Santiago de los Caballeros, der zweitgrößten Stadt des Landes. Was es vom Bus aus zu sehen gab, waren Palmenwälder, Zuckerrohrfelder, Gemüseanbau, kleine Dörfer und reichlich Flüsse, denn auch wenn das gerne verschwiegen wird: es regnet viel und ausgiebig in der Dominikanischen Republik.
Die nächsten drei Nächte blieben wir in Sosúa im Hotel Pierre Giorgio, einem wunderschön gleich am Ozean gelegenen Vier-Sterne-Hotel mit Meerblick-Zimmern. Das Hotel war zwar etwas in die Jahre gekommen, die Klimaanlage fiel in der dritten Nacht aus, aber die Aussicht und das Frühstück waren erstklassig. Was man von Sosúa selbst nicht sagen kann. Der Ortsteil El Batey ist fest in der Hand des internationalen Sextourismus, so dass man bei eine ersten Rundgang fast glaubte, sich in Pattaya oder der Mabini Street von Manila zu befinden. Überall antichambrierende Nutten, abgehalfterte Rentner aus Nordamerika und Europa, viele Betrunkene und jede Menge Nepp. Am schmalen Strand von Sosúa war es dagegen ganz angenehm, eine Liege kostete 200 Pesos ( 4 Dollar), und man konnte sich Fisch und Hühnchen in kleinen Strandrestaurants für kleines Geld reinhauen.
Mit dem Gua-Gua einer Art Kollektivtaxi unternahm ich für 25 Pesos ( 40 Eurocent) einen Tagesausflug nach Puerto Plata (etwa 25 km). Rund um Puerto Plata, das auch von internationalen Chartermaschinen angeflogen wird, liegen die Luxusressorts, in denen die westliche Massenklientel ihren vom Umland hermetisch abgeriegelten Urlaub verbringt. Dementsprechend wenig Touristen waren in Puerto Plata unterwegs – und das, obwohl die Stadt sich derzeit mächtig herausputzt. Die Plaza de la Indepedencia und das Fort San Felipe machten durchaus was her, auch eine ganze Reihe alter Kolonialstraßen wurden renoviert.
Von Sosúa aus kann man mit dem Gua Gua auch den Surfer-Ort Cabaréte erreichen. Leider war ich dazu zu faul, außerdem war das Wetter nicht durchgängig gut. Ich würde allerdings auf einer zweiten Reise eher dort unterkommen, weil der Strand schöner sein soll und der Sextourismus weniger aufdringlich die Atmosphäre verhunzt.
Nach drei Nächten in Sosúa hatten wir eigentlich geplant, mit dem öffentlichen Caribe-Bus weiter zur Halbinsel Samaná zu fahren. Leider war der planmäßige Busverkehr eingestellt worden, so dass uns nur die Wahl blieb, einen ganzen Tag lang mit dem knochenbrecherischen Gua-Gua nach Samaná zu tingeln oder ein Taxi zu nehmen. Am Taxistand von Sosúa forderten die Angestellten für eine solche etwa vier Stunden lange und gut 200km lange Tour zwischen 180 bis 200 US Dollar. Es war aber überhaupt kein Problem, durch Herumfragen einen Taxifahrer zu finden, der die Tour auch für 100 Dollar machte. Auch das war nicht wenig, aber herrlich bequem. Wir passierten im klimatisierten Taxi Cabaréte, Rio San Juan, Cabrera, Nagua, Sanchez und erreichten schließlich in Samaná-Stadt das Luxushotel Bahia Pricinipe Cayacoa Beach. Hier hatten wir im Vorfeld der Reise direkt auf der Hotel-Homepage ein Special gebucht: eine Woche All-Inclusive in einer Junior Suite mit Jacuzzi und Meerblick für zwei Personen anstatt für 1150 für 720 Euro die Woche. Die direkte Buchung bei den Bahia Principe Hotels ist vollkommen problemlos, man kann sich, bucht man nur lange genug vorher, sogar die Zimmer im Hotel vorreservieren lassen. Um die Wahrheit zu sagen: Es war meine erste All- Inclusive-Reise, und es hat mir gefallen. Wie man einen Tag im All-Inclusive Hotel herumbekommt, erfahren sie hier.
In dieser Manier kann man sich im Cayacoa Hotel problemlos erholen. Allerdings ist der hoteleigene Strand etwas schmal, dafür gehört die Aussicht auf die Bucht von Samaná mit ihren vorgelagerten Inseln und den malerischen Brücken um schönsten, was ich bisher in der Welt gesehen habe. Wer will, kann auch Ausflüge nach Las Terrenas auf die andere Seite der Halbinsel Samaná oder zum Stand von Las Galeras unternehmen. Wer im Bahia Principe Nachbarhotel, dem noch etwas abgehobeneren Levantado Beach Luxushotel, einen All-Inclusive-Tag auf einer hoteleigenen Insel verbringen will, muss allerdings 120 Dollar berappen.
Am Ende der Reise war der Transfer zum Flughafen Santo Domingo leicht zu organisieren. Jeden Tag fahren die Transferbusse der großen Luxusreiseveranstalter von Samaná zum Flughafen von Santo Domingo, und die Reiseleiter vor Ort lassen Individualeisende für 40 Dollar pro Person gerne mitfahren. Dieser Transfer ist wegen der neu errichteten Nationalstraße 7, die mitten durch den Nationalpark Los Haitises führt, eine Sache von zweieinhalb Stunden. Entgegen allen Unkenrufen mussten wir als Alleinreisende auf dem Flughafen keine Flughafensteuer oder Abfluggebühr bezahlen.
Kosten: Auf dieser Transfertour von Samaná zum internationalen Flughafen von Santo Domingo trafen wir ein sehr nettes Paar aus Hessen, dass für 16 Tage im benachbarten Levantado Hotel pro Person 3.000 Euro für Flug, Transfer und All-Inclusive bezahlt hatte. Was haben wir gelöhnt? Hier die Kostenaufstellung für zwei Personen
Flüge – Düsseldorf Madrid-Santo Domingo und zurück mit Reiserücktrittsversicherung 1.240 Euro
Tourist Card 20 Euro
Taxitransfer Santo Domingo- Hotel in der Zona Colonial 35 Euro
Hotel Beaterio in Santo Domingo (3 Nächte mit Frühstück) 285 Euro
Leben, Eintritte und Essen in Santo Domingo für zwei Tage 100, Euro
Taxi vom Hotel zum Busbahnhof von Caribe Torus 8 Euro
Bus von Santo Domingo nach Sosúa 16 Euro
Ticket Sosúa (Drei Nächte mit Frühstück) 250Euro
Leben und Essen in Sosúa zwei volle Tage 100Euro
Taxifahrt Sosúa-Samaná 100Euro
Eine Woche All Inklusive im Bahia Principe Cayacoa Hotel 725Euro
Transfer vom Hotel zum Flughafen nach Santo Domingo 80Euro
SUMME 2.959Euro
Mit Trinkgelder also pro Person etwa 1.500Euro
Ein Hinweis zur Gesundheit: In der Dominikanischen Republik grassiert das das Dengue-Fieber, das durch Mückenstiche übertragen wird. Leider ist meine Frau gestochen worden, so dass sie unmittelbar nach unserer Rückkehr eine Woche das Bett hüten musste. Diese Infektion war kein Vergnügen und in ihren Begleiterscheinungen fast so unangenehm wie eine Malaria Erkrankung (Malaria ist in der Dominikanischen Republik fast ausgerottet, gefährlich ist es allenfalls in der Regenzeit in der Nähe von stehenden Gewässern) Auf jeden Fall: Abends niemals mit kurzen Hosen oder Röcken in die Stadt. Im Umkreis der Hotels wird dagegen reichlich gesprüht, so dass keine besondere Gefahr besteht.
Reiseführer: Lonely Planet Guide Domenican Republic & Haiti
Eine anspruchsvolle literarische Einführung in die jüngere Geschichte und Mentalität der Dominicanos: Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks
Spannend und anschaulich beschrieben, ganz großen Dank für Ihren ausführlichen Reisebericht. Ich freue mich schon darauf, hier weitere Reiseberichte zu lesen – ein Ersatz für’s Nicht-mehr-reisen-können, da ich Notfelle betreue, u.a. eine wunderschöne Hündin aus der Dom Rep.
Jetzt weiß ich auch, warum dieses Geschöpf so strahlende Augen hat: wer dort geboren wird, hat offenbar das Paradies schon gesehen :-)!