Südamerika 2019 – Die Reiseplanung

Sommerzeit, Reisezeit. Diesmal geht es wieder nach Südamerika und zwar auf einer ungewöhnlichen Route. Und zwar eine  Trans-Südamerikatour von Rapu Nui nach Rio durch Chile, Bolivien,  Argentinien, Paraguay und Brasilien. Eine solche Reise wird organisiert nirgendwo angeboten, und das aus einem naheliegenden Grund: sie ist in ihrer West-Ost Richtung fast nur mit Bussen zu bereisen und verbindet Hochebenen von 4000 Metern mit schweineheißen Hitzeregionen wie dem paraguayischen Chaco oder der brasilianischen  Atlantikküste.

Wie sieht die geplante Route im Einzelnen aus? Die Reise beginnt, das mag sich paradox anhören, nach einem kurzen Zwischenstopp in Santiago de Chile auf den Osterinseln  viertausend Kilometer von der chilenischen Küste entfernt.  Nach drei Tagen geht es zurück zum Festland und über Santiago weiter in den Norden Chiles, genauer gesagt, zur  nordchilenische Küstenstadt Antofagasta zwischen Pazifik und der Atacama Wüste. Von Antofagasta aus reisen wir mit dem Bus nach San Pedro de Atacma an den Rand der Anden. Seit einigen Jahren  ist es möglich, als Teilnehmer einer organsierten Tour von San Pedro aus die Anden zu überqueren und den bolivianischen Altiplano zu erreichen. Die Tour, die wir bei einer Agentur vor Ort bereits vorgebucht haben,  führt uns über viereinhalbtausend Meter hohe Pässe, durch weitflächige Salzlagunen und vorbei an einer ganzen  Galerie schnellbedeckter Vulkane,  bis wir am dritten Tag Uyuni im bolivianischen Niemandsland erreichen werden. Hier werden wir uns von der Gruppe wieder trennen und nach Potosi weiterreisen. Potosi, ebenfalls auf über viertausend Höhenmetern gelegen, war wegen seines unermesslich kostbaren Silberberges einst die Perlen des spanischen Weltreiches gewesen. Die Silberflotten, die im 16. Jhdt  alljährlich unermessliche Schätze nach Spanien brachten, wurden im Wesentlichen mit den Erträgen des Silberberges von Potosi gefüllt.

 Nur drei Autostunden nordöstloich von Potosi befindet sich die Kolonialstadt Sucre. Unbekannterweise ist Sucre – und nicht La Paz – die Hauptstadt Boliviens. Soweit ich gelesen habe,  soll Sucre eine der schönsten Städte Boliviens sein, in zweieinhalbtausend Höhenmetern gelegen und ausgestattet mit einem Flair des  ewigen Frühlings. Von Sucre aus wird die Reise ein wenig unplanbar, denn wir wenden uns nun nach Südwesten in die Andengebiete Nordargentiniens.  Wie wir diesen Reiseteil vor Ort bewältigen, mit einem Nevercomeback-Inlandsflug einer bolivianischen  Fluggesellschaft oder in zwei zwanzigstündigen Busreisen, werden wir vor Ort erleben. Sollten wir wirklich mit dem Bus fahren müssen, werden wir die Koka-Anbaugebiete Boliviens durchqueren, aber keine Sorge: es besteht keine Gefahr, wir sind ja beide Nichtraucher.

Was uns in Argentinien erwartet, kann ich noch gar nicht richtig abschätzen.  Als ich das Land das erste Mal 1989 bereiste, herrschte Hyperinflation, und man musste mit ganzen Papierbündeln die Bustickets bezahlen. Beim zweiten Mal 2008 war die Währung einigermaßen stabil und pendelte um einen Kurs von acht Pesos für einen Euro. 2014, auf unserer Patagonien Tour konnten wir die Inflation praktisch  miterleben. Die Dollarvorräte der Argentinier waren von der korrupten Kirchner-Regierung eingefroren worden, der Schwarzmarktkurs von 1 zu 15 bewegte sich bereits auf der doppelten Höhe wie der normale Kurs. Zur Zeit pendelt der Kurs um die Rate von 50 Peso für einen Euro (!) , was bedeutet, dass ein reger Schwarzmarkt für Dollars existiert, so dass wir jede Menge Dollars mitnehmen werden.  

Unsere Standort  in Nordargentinien wird die Stadt Salta sein, eine der schönsten Städte Argentiniens und Ausgangspunkt des berühmten „Tren alas las Nubes“, des Wolkenzuges, der von Salta aus über schwindelerregende Brückenkonstruktionen bis auf 4200 Höhenmeter fahren wird. Den Indios macht diese Tour nicht aus, aber für die Touristen stehen im Ernstfall Sauerstoffvorräte  zur Verfügung.   Nach der Zugreise werden wir nördlich und südlich von Salta die Andendörfer und Gebirgstäler bereisen. Wie man hört, hat hier die Atmosphäre der alten Inkakultur mindestens genauso authentisch überlebt wie in Peru und Bolivien. Vielleicht schaffen wir es auch noch nach Cayafate, einem der ertragreichsten Weinanbaugebiete Argentiniens – so ganz ohne Alk geht’s ja auch nicht.

Wie dem auch sei, inzwischen müssten über drei Wochen der Reise vergangen sein, und der Sprung nach Osten steht an. Anderthalbtausend km trennen Salta von der argentinischen Stadt Posada in der Provinz Missiones. Diese Entfernung werden wir in zwei langen Tagesetappen mit Fernbussen bewältigen. Posada   ist unsere Drehschube zum Besuch der jesuitischen Reduktionen, in denen die Jesuitenpadres im 17. und 18. Jhdt. die Gurani-Indianer missionierten und zu Selbstversorgungseinheiten  zusammenfassten. Weltbekannt wurden diese Reduktionen durch den Film „The Mission“ mit Jeremy Irons und Robert de Niro, in dem die Zerschlagung dieser Reduktionen durch portugiesische Sklavenjäger dargestellt wird. Ob wir in der unmittelbaren Nachbarschaft der größten Reduktion San Miguel de Mihi oder in Posada übernachten werden, weiß ich noch nicht. Nach dem Besuch der argentinischen Reduktionen werden wir den Paranafluss überqueren. Den Fluss Parana kennt bei uns niemand, zusammen mit dem Rio Paraguay entwässert dieser weit über dreitausend Kilometer  lange Riesenstrom den mittleren Teil Südamerikas, um weiter südlich in den Rio de la Plata und in den Atlantik zu münden. Westlich des  Parana beginnt Paraguay. Nach allem was ich höre, muss Paraguay nicht gerade der Brüller sein, aber hier im Süden, im Umkreis der Stadt Encarnacion, soll es sich doch ganz malerisch darstellen. Von Encarnation aus kann man weitere Jesuitenreduktionen besuchen oder sich an einem der Stadtstrände erholen. Von Encarnation aus fährt der Fernbus fünf Stunden bis zur paraguayischen Hauptstadt Asuncion. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werden wir einige deutsche Auswanderer kontaktieren, deren Adressen wir zuhause erhalten haben. Mal sehen, was die Auswanderer so über das Leben in Paraguay zu erzählen haben.   Von Asuncion aus kann man den sogenannten „Golden Circuit“ abfahren, das heißt man erkundet auf einer etwa zwei- bis dreihundert Kilometer langen Rundtour die Sehenswürdigkeiten Zentral-Paraguays. Ob wir diesen Circuit wirklich machen, hängt von unserem Zeitvorrat ab. Denn inzwischen müsste sich die Reise dem Ende nähern. Die letzte Station, den großen Wasserfall von Iguacu im Dreiländereck von Paraguay, Brasilien und Argentinien, befindet sich nur fünf Busstunden östlich von Asuncion.

Wasserfälle von Iguacu während meines ersten Aufenthaltes 1989

Ursprünglich  hatte ich vorgehabt, von Iguacu aus noch den Süden Brasiliens mitzunehmen, d.h. nach Porto Alegre, Florianópolis, Balenario und Paranagua zu reisen. Aber das hätte die ganze Tour unter extremen Zeitstress gesetzt. So können wir unterwegs auch mal einen  Tag länger bleiben, wenn es uns besonders gefällt. So endet unsere Reise nach der jetzigen Planung nach einem Umsteigen in Curitiba am 12/13.  September nach etwa fünf Wochen in  Rio de Janeiro.

Tja, soweit die Theorie , ich bin mal gespannt, wie die Praxis aussehen wird.  Ich melde mich von unterwegs!