Horst Geerken: Eine Balinesin in Deutschland und Ein Deutscher in Bali

Horst Geerken ist ein weitgereister Mann. Als Repräsentant eines großen deutschen Industrieunternehmens lebte er viele Jahre in Indonesien, hat Bahasa Indonesia gelernt und sich intensiv mit der indonesischen Kultur beschäftigt. Seine Bücher „Der Ruf des Geckos“ und „Indonesien gestern und  heute“ zeigen ihn als profunden Kenner und Liebhaber Indonesiens.  Diese Liebhaberei, das sei an dieser Stelle freimütig zugegeben, erstreckt sich bei Horst Geerken allerdings auch auf die Damen der Inselwelt, namentlich auf die Balinesinnen, die für ihn zu den absoluten Top- Attraktionen des asiatischen Archipels gehören.   Über den Borobodur, Besakih und Batur wurden jede Menge Bücher geschrieben, nicht aber über die balinesische Frau. Das vorliegende Buch wurde nicht zuletzt mit der Intention geschrieben, um das zu ändern. 

 „Dieses Buch ist allen lieben Frauen gewidmet, denen ich das große Glück hatte, in meinem Leben zu begegnen“, schreibt Geerken in der Buchwidmung, vor allem „Ayu, einer lebenswerten Balinesin mit samtener bronzefarbener Haut und großen Mandelaugen.“ Wenn man ehrlich ist, geht es aber in dem vorliegenden Buch allerdings weniger um Ayus bronzefarbene Haut und ihre großen Mandelaugen als um ihren wundervollen Busen. An diesen Busen hat Geerken einen Narren gefressen. Immer wieder beschreibt er, welche Wonne es für ihn war, diesem Geschenk der Götter auf Bali in seiner herrlichsten Ausprägung zu begegnen.   

Was aber ist das Besondere am balinesischen Busen?  Zunächst besticht der Busen der balinesischen Frau durch seine ideale Größe (Körbchengröße A) und seine feste Konsistenz. Diese glückliche Artung führt Geerken auf die balinesische Alltagswelt zurück, in der die Frau stets gerade gehend Lasten auf dem Kopf trägt und somit den Oberköper gerade halten muss. Das traurige Schicksal des hängenden Busens, das Menetekel der weiblichen Vergänglichkeit, bleibt also der balinesischen Frau (und ihrem Mann) länger erspart, als ihren westlichen Leidensgenossinnen. Hier können ergonomisch  orientierte Bürostuhlfabrikanten noch viel lernen. Kein Wunder also, dass die balinesische Frau stolz auf ihren Busen ist. Schämt sie sich, verhüllt sie ihr Haupt und nicht ihren Busen. Geerken erzählt, wie er bei einmal einem Künstler  eine Holzskulptur mit einem wundervoll geformten Busen abkaufen wollte und aus Verhandlungsgründen ein wenig an dem Busen herummäkelte. Sofort erschien die Gattin des Künstlers, enthüllte ihren Busen und fragte, was denn daran falsch sein solle. Das Buch enthält jede Menge solcher Geschichten, die den Leser nicht nur für diverse Busen, sondern auch für den Autor einnehmen. Meine Lieblingsgeschichte ist die Episode, als Horst Geerken mit einer ganzen Latte von Kunstbusen ausSilikon und Gips, die er in seiner Freizeit  angefertigt hatte, beim australischen Zoll   als „Herr der Möpse“ auffiel.   

Allerdings, das sei am Ende ausdrücklich hinzugefügt, erschöpft sich das vorliegende Buch keineswegs in reiner Busologie. Auch der Alltag der balinesischen Frau, ihre familiäre Integration, ihr Verhältnis zu Geld und Zeit und viele  andere Aspekte mehr werden den beiden Kapiteln „Eine Balinesin in Deutschland“ und „Ein Deutscher in Bali“ kenntnisreich und anschaulich behandelt. Überblickt man die Vielfalt der Aspekte, die Geerken in diesen beiden Kapiteln thematisiert, wird  man fast von einer kleinen balinesischen Kulturgeschichte sprechen können. Es gehört zu den Vorzügen des Buches, dass sich der Autor über Ernstes und Heiteres, Eckiges und Rundes, Seriöses und Delikates stilsicher äußert, ohne jemals ins Gewöhnliche abzugleiten. Mit Augenzwinkern und Taktgefühl trifft Geerken genau den richtigen Ton, um das Maliziöse mit einer Prise Selbstironie ins Humoristische umzuwandeln.