Geerken: Das Gold der Bandas. Die Geschichte der Muskatnuss

Die Weltgeschichte ist ein Geschichte der Gewürze. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man die großen Entdeckungsreisen der Neuzeit betrachtet. Vasco da Gama brach gen Osten auf, um den arabischen Zwischenhandel zu umgehen und direkt zu den Quellen des Gewürzhandels vorzustoßen. Magellan startete ein paar Jahre später seine Weltumseglung, um in westlicher Richtung die Gewürzinseln zu erreichen. Was die zahlreichen Expeditionen entdeckten, waren zauberhafte kleine Inseln wie Tidore und Ternate, auf denen Gewürznelken, Pfeffer und Ingwer und alle die Pflanzen wuchsen, nach denen Europa so gierte.

In die Reihe dieser kleinen und wirtschaftlich doch so bedeutenden Inseln gehören auch die Banda Inseln in den südlichen Molukken. Auf ihnen wuchs die Muskatnuss, ein natürliches Geschmacksmittel mit belebender Wirkung, dass in Europa bald Höchstpreise erzielte. Den Einwohnern der Banda-Inseln aber hat die Muskatnuss wenig Glück gebracht. Sie kamen zwischen die Räder der Kolonalmächte und wurden fast völlig ausgerottet. Diese tragische Konstellation ist das Thema des vorliegenden Buches, das die Geschichte der Muskatnuss und der Banda-Inseln von der Ankunft der Portugiesen bis heute beschreibt. Es ist ein durch und durch sympathisches Buch, dem man anmerkt, das der Autor sein Thema, die Muskatnuss und die Bandanesen liebt, was sich in seiner Darstellung auf jeder Seite niederschlägt. Weniger Liebe bringt Horst Geerken er den Kolonialmächten entgegen, vor allem den Holländern, die auf den Banda-Inseln hausten wie die Mongolen in Nordchina.

Eine Besonderheit des Werkes besteht darin, dass die rein geschichtlichen Passagen immer wieder durch reiseschriftstellerische Exkurse aufgelockert werden. Gerne steht der Autor vor Ort, betrachtet die Sehenswürdigkeiten mit versonnener Miene und lässt den in Echtzeit an seinen Impressionen teilhaben. Mal sieht man ihn mit einer Makrele fröhlich in die Kamera lachen, eine  andermal freut er sich mit den Köchinnen Tini und Vita auf das Mittagessen. Diese und andere Bilder zeigen einen lebensfrohen älteren Autor, der noch nichts vom Feuer der Jugend ins seinem Reiseherzen verloren hat. Sehr hilfreich sind die umfangreichen Personen- und Namensregister  am Ende des Buches, die  das voluminöse Werk (425 Seiten) erschließen. Für jeden Banda-Reisenden, der es wirklich wissen will, eine Pflichtlektüre.