Bruce Chatwin: In Patagonien

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Bruce Chatwin (1940-1989)  quittierte als Mitdreißiger von einem auf den anderen Tag seinen Job bei einer angesehenen Zeitung, um Patagonien zu bereisen. Ob diese Geschichte stimmt oder nur Teil der allgemeinen Chatwin-Hagiographie ist, bleibt  unklar. Aber es könnte stimmen, denn ein Hauch überschießender Phantasie, die den Beachtlichkeiten der Welt immer noch einen zusätzlichen Dreh hinzufügt, liegt wie ein Markenzeihen über Chatwins früh beendeten Leben (Er starb mit 49 Jahren an Aids). – aber auch über seinen Schriften, denn die Geschichten von „In Patagonien“ sollen zu einem guten Teil erfunden sein. Chatwins Beitrag zur modernen Reiseliteratur besteht also  möglicherweise darin, die Fiktion in die Reisebeschreibung zurückzuholen, eine Fiktion, die in den mittelalterlichen Reisebeschreibungen als Hörensagen daherkam und die nun auf reiner Dichtung gründet. Chatwin ist also ein Dichter, der die Landschaft, die er beschreibt, mit erschafft. Denn seit der Veröffentlichung seines Patagonien-Klassikers werden die Geschichten und die Stimmungen des Chatwin Buches von den Reisenden, die diese Region aufsuchen, immer gleich mit bedacht, mitgefühlt, so dass sie gar nicht mehr den Raum als solchen kennenlernen sondern ihn schon ein wenig mit den Augen Chatwins sehen. Auch das allgemeine (und meiner Ansicht sehr fragliche) Bild der australischen Aborigines ist  untrennbar mit Chatwins Buch „Traumpfade“ verbunden. Möglicherweise handelt es sich bei „In Patagonien“ um gar keine Reiseerzählung, sondern um ein Buch, das Genres von literaturwissenschaftlicher Abhandlung,  Geschichtsschreibung, Essayistik und Reisefeuilleton auf eine neue Weise bündelt. Von allem findet sich etwas in dem vorliegenden Buch – immer zusammengehalten und geformt durch eine luzide Sprache, die nicht nur prägnant und eindringlich daherkommt sondern auch einen Mehrwert an Ironie und Distanzierung mit sich führt.

Chatwin eröffnet sein Patagonienbuch mit der Kindheitserinnerung an ein Stück borstiger Haut, die Charley Milward, ein Cousin von Chatwins Großmutter, als Überrest eines vermeintlichen Brontosaurus in Patagonien gefunden haben wollte. Der zweite frühen Bezug zu Patagonien besteht in der diffusen Kindheitsfurcht des kleinen Bruce vor dem Ausbruch eines Atomkrieges, vor dem man nur am Ende der Welt  – eben in Patagonien – sicher konnte. Dann beginnt auch schon gleich die Reisebeschreibung mit der klassischen Sentenz „Die Geschichte von Buenos Aires steht im Telefonbuch der Stadt geschrieben“(S.8). Es ist 1975, und wir befinden und  in der von innenpolitischen Krisen und Terroranschlägen geplagten argentinischen Hauptstadt, in der es im Sommer aber nicht ganz so schlimm ist, „da auch die Guerilleros Ferienhäuser mieten oder zum Skilaufen in die Schweiz“ fahren(S.8). Auf einem Ausflug zum Naturkundemuseum von La Plata lernt Chatwin das riesige südamerikanische Bodenfaultier, das Mylodon, kennen, das sich mangels Fressfeinden eine Zeitlang ganz gut entwickeln konnte – bis die Landbrücke von Panama entstand und  die „tüchtigen“ nordamerikanischen Karnivoren nach Süden wanderten, um dort kräftig  aufzuräumen.

Chatwins eigentliche patagonische Reise startet im noch leidlich fruchtbaren Bahia Blanca nördlich des Rio Negro, wo bereits die Grundakkorde seiner späteren Erfahrungen anklingen: tüchtige, herbe Einwanderer (Engländer, Waliser, Schotten, Deutsche, Buren etc.), die sich über Generationen eine bescheidene Existenz aufgebaut haben und die nun die Bodenreform der Peronisten fürchten, Indianer, die wenig Lust zur Arbeit haben und betrunken im Stall liegen, unterdrückte chilenische Landarbeiter, dazu Erinnerungen an kuriose Geschichten und als Bühnenbild all dieser Elemente die patagonische Natur vor dem Hintergrund einer bohrenden Melancholie.  („In einem Hauseingang standen ein paar Kinder und quälten ein Lamm.“) Aber: Nur wer diese Melancholie meistert, so Chatwin in Anlehnung an den das Patagonienbuch von W. H. Hudson, erfährt die ursprüngliche Ruhe der Wüste in sich, die „dem Frieden Gottes“ gleichkomme (S.26). Na dann mal los.

Chatwins patagonische Geschichten beginnen mit  Orelie´-Antoine de Tounens, dem „König von Patagonien“ (S. 27-33), in Gaiman lauscht Chatwin dem  Klavierspiel eines Wunderkindes, trifft einen durchgeknallten Dichter („Gesang über das letzte Hochwasser des Rio Chubut“) in seinem Aprikosengarten, besucht in Trevelin eine Bahai Mission und trifft dabei einen völlig abgedrehten Iraner, steht am Grabstein eines Pferdes, das seinen Herrn durch einen perfekt Sechsmetersprung über eine Schlucht das Leben rettete. Er folgt den Spuren von Martin Sheffield nach, der am Beginn des 20. Jhdts. in ganz Argentinien einen mächtigen Wirbel um die vermeintliche Entdeckung eines Plesiosaurus erzeugte (56ff), ehe er in der Nähe von Cholita sehr ausführlich den Geschichten von Butch Cassidy und Sundance Kind nachspürt. In Las Pampas nimmt er an einem Gauchofest teil und spielt das Taba-Spiel mit den Sprungbeinknochen einer Kuh. Er verletzt sich auf einem Ausritt in die Berge,  diskutiert mit einer russischen Exilantin über die  Verhältnisse in Russland, besucht eine französische Sopranistin, die nach einer verheißungsvollen Karriere in einem patagonischen Schuppen verdämmert und wird in Nueva Alemania von einem Deutschen gezwungen, auf König Ludwig zu trinken. In Comodoro Rivadavia begehrt er vergeblich Einlass in einer Burensiedlung, deren Vorfahren 1903 vor den Engländern aus Kapstadt nach Argentinien geflohen waren und lässt sich im gleichen Ort von Pater Manuel Palacios, einem patagonischen Universalgenie, die Geschichte vom patagonischen Einhorn und vom „Yoshil“ erzählen, einem Frühmenschen, der bis vor kurzem in den hiesigen Bergen gelebt haben soll.

Die Suche nach diesem Einhorn führt Chatwin als Wanderer und Tramper in die Berge zum Lago Blanco zurück. Er passiert das Denkmal für einen toten LKW Fahrer in Gestalt eines  Ginflaschenhaufens und wird  Zeuge der rüden Schafschurprozedur auf einer Estanzia. Mit dem autoverliebten Paco („Sein Bart und seine Baskenmütze dienten ihm zur Pflege seines Che-Guevara-Kultes. Er hatte den Ansatz eines Bierbauches und ging nicht gern zu Fuß“) fährt er in die Berge und sieht ein Felsensemble, das als „Einhorn“ bezeichnet wird. An einer anderen Stelle packt er urzeitliche Knochen ein, von denen er jedoch später erfährt, dass sie bereits seit Jahrzehntausenden versteinert waren. In Puerto Deseado am Atlantik diskutiert er mit Biologen, ob es im menschlichen Nervensystem eine Programmierung für das Reisen gäbe (dieser Gedanke wird in „Traumpfade bis ins Kuriose ausgewalzt) und beobachtet die Magellanpinguine, die alljährlich auf ihrer Winterwanderung nach Brasilien auf einer vorgelagerten Insel vor Puerto Deseado Station machen. Vor Puerto Deseado ließ Kapitän John Davis, der Entdecker der Falklandinseln, unzählige Pinguine erschlagen und einpökeln, ohne zu wissen, dass die Tiere einen 2cm langen Wurm in sich trugen, der während der Heimfahrt die Kadaver der Vögel verlassen und dem größten Teil der Mannschaft zum Verhängnis werden sollte (S.122). In Rio Galegos erinnert Chatwin an die Geschichte der Schafzucht, die vor allem von Briten begründet wurde, so dass der ganze Süden zeitweise „wie ein Vorposten des britische Empires“ wirkte.  In St. Juan  besucht er den Gibbet Point, die „Galgenspitze“, an der  Magellan während seiner Überwinterung im Jahre 1520 spanische Meuterer aufhängen ließ und wo auch Francis Drake (der ebenfalls in St. Juan überwinterte)  1588 den Meuterer Thomas Doughty aufknüpfte. Chatwin  kommentiert diese und andere Geschichte mit der Bemerkung „Die Geschichte strebt nach dem Ebenmaß des Mythos“(129), wobei man bei der Lektüre des Buches mitunter den Eindruck gewinnt, der Autor helfe hier und da ein wenig nach.

Immer wieder skizziert Chatwin verwegene geistesgeschichtliche Traditionslinien, bei deren Komplexität einem geradezu schwindelig werden kann. . So wird z. B. die Figur des Caliban aus Shakespeares Stück „Der Sturm“ mit der Gestalt des brüllenden Patagons aus einem 1512 erschienen kastilischen Roman in Beziehung gesetzt. Diesen Roman „Primaleon von Griechenland“ soll Magellan nicht nur bekannt gewesen sein sondern ihn auch veranlasst haben, das Land der brüllenden Ureinwohner „Patagonien“ zu nennen. Na sieh mal an. An einer anderen Stelle mutmaßt Chatwin, dass Magellan Dantes Purgatoriumsvorstellung auf die Küsten Feuerlands übertrug und deswegen darauf verzichtete, die Insel zu betreten. Gegen Ende seines Buches kommt Chatwin auf Hesketh Prichards Bericht „Through the Heart of Patagonia“ zu sprechen, in dem er die Vorlage für Conan Doyles „The Lost World“ vermutet.  Die Quelle für Poes „Gordon Pym“ lokalisiert Chatwin in den Reiseerinnerungen des Beaglekapitäns Fitz Roy, und auch Joseph Conrads „Falk“ besitzt seine ideellen Ursprünge im Großen Süden. Manchmal lässt sich Chatwin allerdings auch dazu hinreißen, regelrechten Quark zu wiederzugeben – etwa die Einzelheiten über die Brujera-Sekte(145-149)  oder Seemannsgarn wie  „Als einer der Matrosen die Nase schneuzte, brach sie ab“( S.120.)

In Rio Gallegos recherchiert Chatwin über den Landarbeiteraufstand von 1920/1 und die Figur von Antonio Soto, der als bekennender Anarchist und Mitglied eines Wandertheaters im Jahre 1920 nach Rio Gallegos kam, als der Sturz der Wollpreise, Steuererhöhungen und Lohnkürzungen die Stimmung bereits zum Kochen gebracht hatten. Soto wurde Gewerkschaftsfunktionär und leitete einen Streik, bei dem aber vor allem geplündert und geraubt wurde, bis sich die Gemäßigten von ihm abwandten und mit den Grundbesitzern ein Übereinkommen schlossen.  Soto und seine Bande aber blieben unbeeindruckt, intensivierten ihre Raubzüge, bis die Regierung des Reformpräsidenten Yrogoyen Oberst Varela mit Soldaten nach Süden schickten, die unter den Streikenden,  gnadenlos aufräumten (120 Erschießungen auf der Estancia Santa Anita – vgl. heute den chilenischer Wein mit dem gleichen Namen).

Südlich von Rio Gallegos überquert Chatwin die Magellanstraße („Im Restaurant saß eine kräftige, dralle Frau auf einer Bank und kämmte sich das Haar, während sie sich von ihrem Begleiter, einem LKW Fahrer, Mortadellascheiben auf die Zunge legen ließ.“ – S.150). Kurz vorher war er einer Nonnengruppe bei einem Ausflug zu einer Pinguinkolonie begegnet („Ein ganzer Bus voller Jungfrauen. Elftausend Jungfrauen. Rund eine Million Pinguine. Schwarz und weiß. Schwarz und weiß. Schwarz und weiß“ – S.154). In Rio Grande spürt er dem Schicksal Alexander MacLennans nach, der sich als „Red Pig“ einen Sport daraus gemacht hatte, möglichst viele Indios eigenhändig umzubringen und der am Ende elend als Trinker gestorben war. Erfreulicher ist die Bekanntschaft mit Nita Starling, einer wackeren Engländerin, die als Gärtnerin die ganze Welt bereiste und nichts besitzt als ihre Koffer.

Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, gefällt Chatwin nicht. „Die Einwohner dieser offensichtlich kinderlosen Stadt hatten blau angelaufene Gesichter und warfen Fremden unfreundliche Blicke zu.“ (S. 164). Der berühmteste Gefangene des ehemaligen Gefängnisses von Ushuaia war Simon Radowitzky, ein ukrainischer Anarchist, der vor der zaristischen Polizei nach Buenos Aires geflüchtet war und dort den Polizeichef umbrachte. Im Gefängnis von Ushuaia wurde er von den Wärtern misshandelt und vergewaltigt und kam erst nach zwanzig Jahren im Zug einer Amnestie frei. Eine andere Geschichte dreht sich um den Indianer Jemmy Button, der als Jugendlicher von Kapitän Fitz Roy auf seiner ersten Beaglefahrt aufgegriffen undnach  England entführt worden war. Der christlich erzogene Indianer Jemmy Button  begleitete Fitz Roy und Darwin auf der zweiten, der klassischen Beaglereise und konnte sich nicht genug über die armseligen Lebensumstände seiner indianischen Verwandten entsetzen. Dort wieder ausgesetzt entwickelte er sich aber in Windeseile wieder zum waschechten Yamanindianer zurück und richtete 1869 in einer Holzkirche unter den anwesenden Missionaren ein Blutbad an, weil er sich über die mickrigen Geschenke aus England geärgert hatte.

Im südlich von Punta Arenas gelegenen Haberton lässt sich Chatwin von Clarita Goodall, einer Nachfahrin des berühmten Thomas Bridge,  das  Yangham Dictionary zeigen, in dem ihr Vorfahr 32.000 Wörter aus der Indianersprache ins Englische und zurück übertragen hatte. Neben der intensiven Beschäftigung mit den semantischen Eigentümlichkeiten der Yangham Sprache (Bednarz nennt sie „Yamama“) findet Chatwin noch Zeit für eine sehr feuchte Wanderung zwischen Haberton und Viamonte, wobei er die Verwüstungen zur Kenntnis nimmt, die die in Feuerland ausgesetzten Biber angerichtet hatten und sich gegen Kondorattacken zur Wehr setzen muss.

In Punta Arenas wird Chatwin Zeuge der Denkmalseinweihung für die Familie Menendez, deren Angehörige 1975 ihr hundertjähriges Feuerlandjubiläum begehen, während die Einwohner der Stadt mit scheelen Gesichtern zusehen. Im Salesianermuseum studiert er die Einzelheiten der Moritat von drei Indianern, die jahrelang mit Liebe in der Salesianerstation aufgezogen worden waren, ehe sie urplötzlich und grundlos einen jungen Pater massakrierten.(„Atavismus, Ehrgeiz und Neid trieben sie zum Verbrechen“ S. 193). An einer anderen Stelle berichtet Chatwin allerdings auch von drei Indianern, die sich ein Kanu bauten, um aus der Salesianerstation zu fliehen, was ihnen aber nicht gelang, weil die Mönche dieses Kanu ebenso heimlich zersägten.

Man sieht, Chatwin nennt Ross und Reiter und schreckt auch nicht davor zurück, die jeweils andere Seite zu Wort kommen zu lassen. Besonders lesenswert, weil sonst in dieser Klarheit nirgendwo verzeichnet, ist Chatwins Darstellung der idiotischen Estanzia-Enteignungen, die die Allende-Anhänger im Jahre 1973 auf Feuerland  durchführten. Unter der Federführung eines kommunistischen Funktionärs war die Herrin einer uralten Estanzia in der Umgebung von Punta Arenas innerhalb von wenigen Tagen entschädigungslos von ihrem Gut verjagt worden. Binnen kurzer Zeit ging die gesamte Farmwirtschaft vor die Hunde, das Haus wurde ausgeplündert, die Tiere wurden nicht gepflegt sondern einfach aufgegessen, auch der prachtvolle Zuchtbulle, der für einen hohen Preis extra aus Neuseeland eingeflogen worden war,  wurde nach drei Tagen zu revolutionärem Barbecue verarbeitet. Nach dem Militärputsch ging es den Kommunisten allerdings an den Kragen. Der korrupte Antreiber der Enteignungen, der kommunistische Parteichef, wurde in Punta Arenas  verhaftet, geschoren und auf der KZ Insel Dawson interniert. Anhängern, die sich bei der Militärverwaltung für ihn verwandten, zeigte man die Todeslisten, auf denen unter anderem auch ihre Namen standen. (S. 196f.)

Aber Chatwin war ja nicht wegen der jüngeren Geschichte sondern wegen seines Verwandten Charley Milward nach Feuerland  (siehe oben) kommen. So beschreibt ein großer Teil des letzten Buchdrittels das  abenteuerliche Leben dieses Weltenbummlers (S.199-234), der nach einer wechselvollen Seemannslaufbahn auf allen Kontinenten zum Kapitän eines Dampfschiffes aufstieg, das in der Magellanstraße verunglückte, woraufhin er entlassen wurde. Er schuf sich in Punta Arenas eine neue Existenz, wurde Bankdirektor, heiratete und verkaufte schließlich vor seiner Rückkehr nach England sein Hab und Gut an zwei Franzosen, die ihn jedoch betrogen, so dass er völlig mittellos als alter Mann nach Feuerland zurückkehren und wieder bei null beginnen musste.  (In dieser Zeit versteckte sich der deutsche Kreuzer „Dresden“ nach der Schlacht bei den Falklandinseln vor der britischen Marine im Beaglekanal). Irgendwann in diesen Lebensperioden hatte Charley Milward zusammen mit deutschen Freunden in einer Höhle bei Puerto Natales die vermeintlichen Brontosaurushaut gefunden, die die Phantasie des kleinen Chatwin dereinst so entzündet hatte.

Das Buch endet mit der langsamen Annäherung an die „Höhle“ der Brontosaurushaut, die in Wahrheit eine Mylodonhaut war, wobei gleichsam am Wegesrand weitere Geschichten anfallen – etwa die Biographie des Hochstaplers Henri Grien (S. 225ff), des Revolutionärs Jose Macias (S. 242) und des deutschen Vaganten Hermann Eberhard (S. 250f.), der 1895 die Überreste der vermeintlichen Brontosaurushaut in der Höhle bei Puerto Natales gefunden haben soll. Ein Nachfahre von Hermann Eberhard weist den Weg zur Höhle bei Puerto Consuelo, in der Chatwin einige Strähnen borstigen Haares findet, während Nonnen auf Exkursion  vor einem improvisierten Marienaltar in der Höhle fromme Gesänge von sich geben. Eine echte Chatwin-Szene. Aber ist sie auch wahr?

Nach einer Woche Warten und der Bekanntschaft mit einem durchgedrehten Vertreter für Damenunterwäsche aus Santiago kommt endlich die Fähre, die Chatwin nach Norden bringen soll.  „Die dritte Klasse besaß alle Eigenschaften eines asiatischen Gefängnisses, und die wasserdichten Schotten sahen eher so aus, als sollten sie Kulis und nicht strömendes Wasser zurückhalten. Die Chiloten hausten tief unten in der großen Gemeinschaftskabine, deren Fußboden mit zerquetschten Kakerlaken übersät war und in dem es nach Muscheleintopf stank, bevor und nachdem sie ihn erbrochen hatten.“(S.266) Na denn gute Heimfahrt.

 

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