Der lange Weg des kalten Kranichs

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Eine winterliche Wanderung durch das Huangshan Gebirge

Südlich des Yangtse wird nicht geheizt. Das können die Chinesen halten, wie sie wollen, doch es ist bitter, wenn es auch die Touristen trifft. Das gilt umso mehr, weil man den chinesischen Vorfrühling am Yangste als reine Geschmacksfrage bezeichnen muss: zwar reißt der Himmel im Spätwinter schon einmal hier und da ein wenig auf, doch es bleibt so bitter kalt, dass man die Hosenbeine mit einer Kordel zubinden möchte. China vor Ostern zu bereisen, heißt die lange Unterhose schätzen lernen, doch leider hatte ich in meinen Rucksack keine lange Unterhose eingepackt. So galt es für mich, den langen Weg des kalten Kranichs zu gehen, d. h. das Reich der Mitte mit einer mittleren Tagestemperatur von nur wenigen Plusgraden am Tage und reichlich Minusgraden in den Nächten zu bereisen.

Zuerst war ich noch ganz guter Dinge, als ich den Zug von Nanjing nach Tunxi auf Anhieb erreichte, hatte denn nicht  Paul Theroux in meinem  Lieblingsbuch  „Abenteuer  Eisenbahn“ die schönen  Sätze geschrieben: „Eisenbahnzüge sind wie unwiderstehliche, rollende Bazare . Mühelos eilen sie dahin, egal wie die Landschaft beschaffen ist, durch die sie führen. Sie heben die Stimmung, weil es so schnell geht und bereiten einem nie Übelkeit, selbst wenn man etwas getrunken hat.“ Erst heute weiß ich, warum der größte Teil der Eisenbahnreise von Theroux durch Südasien führte, gleichen doch dort die Züge zwar lebhaften, aber mollig warmen und vom Fahrtwind gut durchlüfteten Wohnzimmern, an deren Fenstern die Palmen und Strände vor dem Hintergrund strahlend blauer Horizonte vorüberziehen.   Doch unser Bummelzug, der mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit  von etwa 20-30 km/h durch die kalte Provinz Anhui  trödelte,  glich, je  weiter  sich  der  kalte Tag  einem  noch  kälteren  Abend  zuneigte,  einem Kühlschrank aus Rädern .  So viel Tee und chinesische Instant-Suppe hatte ich dem Zugpersonal noch nie  abgekauft,  doch es wollte  nichts  nutzen:  während  draußen  eine Landschaft  vorüberzog,  die  an deutsche  Mittelgebirgslandschaften   unmittelbar  nach  der  Schneeschmelze  erinnerte,  zog  ich  im  zugigen Abteilung alle Hemden und Hosen übereinander und suchte nach den heißen Cassetten für meine Walkman, damit es wenigstens in den Ohren ein wenig wärmer wurde.

Derweil zog die Provinz Anhui an den Fenstern vorüber wie ein einziges Megadorf, wie ein Riesenacker am Unterlauf des Yangste, dessen fette braune Erde sechzig Millionen Menschen ernährt. Freilaufende Hühner in den Hinterhöfen, Enten und Gänse ian den Dorftümpeln, kleine Sampans, die gerade von den Eisschollen befreit in trüben Gewässern – diese un dähnliche Impressionen kompilierten sich zu einem Bild ländlicher Idylle wenige Grade über dem Gefrierpunkt. Immerhin gab es auch Rapsfelder, die das triste Grau links und rechts der Gleise mit einem Tupfer Farbe schmückten und ganz weit entfernt erhoben sich am Horizont bereits die Berge Anhuis, dicht bewachsen und üppig wie eine Verheißung dafür, daß diese Landschaft blühen kann, wenn nur gelegentlich auch einmal die Sonne auf sie scheint.

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Aber davon konnte im weiteren Verlauf des Tages keine Rede sein. Die Dunkelheit brach über Anhui herein, und mit dem Einschalten  des fahlen Neonlichtes in den Waggons begann  es zu regnen, erst zaghaft, dann immer heftiger, bis ein so mächtiges Rauschen die Luft erfüllte als würden sich die Wolken des Huangshan schon abregnen, lange bevor das Ziel erreicht war. Mit vier  Stunden Verspätung dampfte der Zug mitten in der Nacht in den kleinen Bahnhof der Provinzstadt Tunxi, und weil die Busse zum achtzig Kilometer entfernten Huangshan Gebirge erst am nächsten Morgen starten, blieb nichts anderes übrig, als die stockdunkle Nacht im Umfeld eines kalten chinesischen Bahnhofes zu verbringen. Das sind die Augenblicke, in denen sich die Lehren der deutschen Klassik bewähren, denn hatte nicht Hölderlin, ohne selbst jemals in China gewesen zu sein, behauptet, in der Stunde der größten Not nahe das Rettende auch? Und siehe: wie von gütigen Engeln an diesen Platz gezaubert, saß eine Gruppe chinesischer Wanderarbeiter unter dem Banhofsvorbau an einem kleinen Feuerchen. Vielleicht hielten sie mich, der ich mich ihnen zugefroren und zerknautscht im Dunkel der winterlichen Nacht präsentierte, für einen heruntergekommenen Angehörigen einer nationalen Minderheit, der einen rätselhaften Feuerkult befolgte, rückte ich doch mit meinen unterkühlten Knochen so eng es nur eben ging, an das Feuer heran und hielt meine eiskalten Füße so nah an die Flammen, dass kleine Nebelwolken meinen nassen Socken wie geheimnisvolle Opferzeichen einer fremden Religion entströmten .

Am nächsten Morgen    hatte der Regen  aufgehört  und durch  riesenhafte  Pfützen,  in denen  sich die Hängebauchschweine  tummelten, nahm ich den planmäßigen  Bus von Tunxi nach Tangkou.  Ich saß inmitten zweier Familien  aus Hangzhou,  deren  Mütter  sich über meine bloße  Erscheinung  köstlich amüsierten und   mich aus Dankbarkeit  für diese Unterhaltung mit Trauben und Nüssen fütterten .   In immer kürzeren Abständen tranken die Väter ihren Tee aus großen Gurkengläsern, während die Kinder, ohne einen Blick auf die umliegende  Landschaft zu verschwenden,    sich gänzlich  ihren Game Boys ergaben. War die  zweistündige Busfahrt unter Chinesen ein unterhaltsames Erlebnis, erwartete mich bei der Einfahrt in Tangkou, der südlichen Drehscheibe des Huangshan-Tourismus,  ein Kulturschock. Wie   ein wild zersiedelter zivilisatorischer Müllhaufen hat sich die Stadt in den letzten Jahren am Fuß der Gelben Berge die Hänge hochgefressen, und während meine freundlichen Reisegefährten jubelnd in Tangkou ihr Hotel bezogen, fuhr ich so schnell ich konnte weiter zu den Heißen Quellen, an denen meine Wanderung durch die Gelben Berge begann.

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Selbstverständlich waren die gelben Berge bei meiner Ankunft nicht eigentlich gelb, sondern eher winterlich weiß, doch weil alles, was in China Rang und Bedeutung besitzt, irgendwie „gelb“ sein muss, werden die südlichen Berge der Provinz Anhui seit unvordenklichen Zeiten „Gelbe Berge“  (Huang­ Shan) genannt.  Ein mythischer Urherrscher, der sogenannte „Gelbe Kaiser“, der vom Gelben Meer bis an den Gelben Fluß geherrscht haben soll der seinen Nachbarn vielleicht als gelbe Gefahr galt, soll dereinst die Bergen von Tangkou als „Gelbe Berge“ bezeichnet haben .  Solcherart von einer Gründergestalt der eigenen Geschichte ausgezeichnet,  preisen  die Chinesen  den  Huangshan,  „den Ersten unter den Bergen Chinas“, neben dem Kaiserkanal oder der Großen Mauer  als eines der größten Wundern unter der Sonne. Dabei handelt es sich beim Huangshan, der nicht wie der Emei Shan oder der Tai Shan zu den heiligen buddhistischen oder taoistischen Bergen zählt sondern seinen Rang allein seinen Naturschönheiten verdankt, nicht eigentlich um einen Berg sondern um ein Gebirge, das sich auf einer Fläche von 154 qkm mit seinen 72 Gipfeln in einer Höhe zwischen 1300 und 1860m aus den südlichen Ebenen der Provinz Anhui erhebt.

Hat der Besucher die heißen Quellen an den südlichen Ausläufern der Gelben Berge   erreicht,   stehen ihm für die Besteigung drei Möglichkeiten zur Auswahl: eine schwierige, eine leichte und die chinesische Alternative.  Der     schwierige  Weg        führt    über  kilometerlang    steil  ansteigende    Pfade  und  den Scheitelpunkt der körperlichen  Erschöpfung auf den westlichen Treppen hinauf in die Wunderwelt der Kiefern  und  Felsen.  Kürzer  und weniger  steil  ist der  östliche  Aufstieg,  der unmittelbar  hinter  dem Wolkental-Tempel neun   Straßenkilometer  östlich       der  heißen    Quellen      beginnt,        doch     am kräftesparendsten  ist die   chinesische  Alternative,  bei der die Inlandstouristen  in den Kabinen  einer Seilbahn  in  wenigen  Minuten  auf  den  Gipfel  befördert  werden.  Selbstverständlich  kam  zu  dieser Jahreszeit  kein  chinesischer  Tourist  auf  die  Idee,  den  Gipfel  des  Huangshan  anders  als  mit  der Zahnradbahn  zu  erreichen,  und  so  begann  der  östliche  Aufstieg  zunächst  auf  einsamen  Treppen, umgeben von   pittoresken  Fels- und Kiefernformen,  kleinen Pavillons und   Nebelschwaden,  die wie Geisterhände mal einen ganzen  Berg verdecken  um  im nächsten  Augenblick,  durch  einen Windstoß beiseite gefegt, den Blick auf eine bizarres     Landschaftsszenerie freizugeben.  Doch nur einen Kilometer nach dem Beginn des Aufstieges kreuzt ein Seitenweg die Treppen, über den  aus einem tiefer liegenden Teil  des  Tales wie  ein  unendlicher  Schwarm  ferngesteuerter  Arbeitsameisen  plötzlich  ein  Dutzend chinesischer  Lastträger  nach dem nächsten  auftauchte um jeden  Wanderer,  mit unglaublichen  Lasten beladen und nur          mit        Sandalen  und  leichter  Kleidung  ausgestattet,  im  Sauseschritt  zu  überholen. Stahlbleche, Eisenstangen,  Bierkästen, Glaswände und Turbinen, schier alles, was an sperrigem Gerät   für die Hotels auf den Gipfeln benötigt wird,  muss auf diese beklemmende  Weise den  Berg hinauf,  bis über den Wolken als Resultat unendlicher Mühen auch nur eine einzige neue Hütte entstehen kann. Angesichts des eigenen leichten Übernachtungsgepäcks fast von einem  schlechten  Gewissen  geplagt, ersteigt man selbst immer verschneitere Höhen  im Schweiße  seines  Angesichts,  bis  man  nach  zwei  bis drei Stunden den „Grat der weißen Gans“, die Endstation der Kabelbahn, erreicht und wieder auf die fröhlichen chinesischen  Inlandstouristen  triffi,  die  gut gelaunt  und  ausgeruht  mit  ihren  Gurkengläsern und Game-Boys den  Kabinen  der  Kabelbahn  entsteigen.  Unmittelbar  über  dem  „Grad  der  Weißen Gans“ erreicht  man  so gleichsam  wieder  im Rudel  den  sogenannten  „Nun–glaube-ich-es-Gipfel“ ,  von dem aus die Besucher einen ersten Blick auf die atemberaubenden Felszacken und Wolkenbildungen des nördlichen  Huangshan-Massivs      werfen  und  danach tatsächlich  „glauben“ können,  dass der Huangshan in der Welt einzigartig ist. Leider aber war an diesem Tag außer einer undurchdringlichen  weißen Nebelwand überhaupt nichts zu sehen, was aber insofern ganz gut passen wollte, da man nun die Einzigartigkeit der Bergwelt  tatsächlich  nur glauben  und  nicht  sicher wissen  konnte.  Das hinderte  aber die Mehrzahl der Besucher keineswegs, ihre Lebensfreude  an allen nur erdenklichen  Plätzen, gleich  ob etwas zu sehen war oder nicht, lautstark vor sich hinzu brüllen, eine akustische Begleitmusik, die den Wanderer auf den Wegen des Huangshan zusammen mit dem Heulen des Gipfelwindes zum ständigen Begleiter wird . Denn für phantasiebegabte Gemüter gibt es  auf  den  Gipfelgraten  des  Huangshan tatsächlich reichlich Anlass zur  Freude: hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung: hier steht ein gekrönter Hahn vor den Pforten des Paradieses, dort unternimmt ein Eichhörnchen einen Sprung in das himmlische  Reich,  hier weist  ein Unsterblicher  einem  eitlen  Knaben  den Weg  in  die Bescheidenheit, dort schwimmen neun  Drachen  durch ein mythisches   Wolkenmeer.

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An diesem Tag aber konnten weder Eichhörnchen noch Affen, weder Unsterbliche, noch Drachen oder Tempel wirklich begeistern, denn über die 72 Gipfel des Huangshan heulte ein derart eiskalter Wind, dass sogar den chinesischen Kettenrauchern auf den Aussichtspunkten die Zigaretten nicht mehr schmecken wollten . Blau gefroren fuhr die Mehrzahl der chinesischen Gipfelwanderer so schnell es ging mit der Kabelbahn ins Tal zurück, während ich mich im Beihei Hotel einquartierte, in dem zwar niemand auch nur ein Wort Englisch sprach, indem es aber warme Anoraks zum Ausleihen, dicke Decken zum Zudecken und heißes Wasser zum Baden gab. Ansonsten funktionierte nichts in diesem Hotel, weder die Heizung, noch das Fernsehen, was aber nicht weiter interessierte, weil sich jeder im Angesicht des hereinbrechenden Nachtfrostes   so tief wie er konnte, in die Betten verkroch .

Als Höhepunkt jeder Wanderung in den Gelben Bergen gilt das Erlebnis des Sonnenaufgangs  auf der „Kalten Terrasse“ nördlich des Beihai-Hotels.  Dick eingeschnürt in den roten Hotel-Anorak, dass ich aussah wie ein rotes Bonbon mit Beinen, lief ich zum Aussichtspunkt, wo es wieder rein gar nichts zu sehen gab. Dafür wurde nach dem Frühstück den Gästen des Beihei Hotel ein Video vorgeführt, in dem zu den Klängen chinesischer Musik gewaltige     Wolkenmeere waberten,  aus denen sich wundersam  geformte Gipfel in unglaublichen Winkeln erhoben. Nebelschwaden sausten senkrecht die Bergabhänge hinauf und herunter, während oben glückliche Touristen bei klarem Ausblick in die Tiefe blickten. Während der Video-Vorführung kam sogar richtig Stimmung auf, begeistert klatschten die Besucher aus Taiwan in die Hände, ehe   uns ein Stromausfall in die Wirklichkeit zurückholte .

So begann die Gipfelwanderung zum westlichen Abstieg an diesem Morgen ieiner Welt aus Nebel und Eis. Schwer trugen die Kiefern an dem Schnee auf ihren Zweigen, und unwillkürlich duckte man den Kopf, wenn eine Windbö um die Ecke heulte. Doch diese Böen, am Anfang als eine neue Plage beklagt, begannen tatsächlich die Nebelvorhänge über den Bergen immer mehr zu zerfetzen,   und je weiter wir uns auf den Gipfelwegen nach Westen bewegten, desto häufiger wurden die eigentümlichen Bullaugen in der Nebellandschaft, durch die wir hier und da  erstaunliche Einblicke in eine  märchenhafte Werkstatt der Natur gewinnen konnten .  Über  windige Felsengrate und enge Klammdurchgänge, an Gebirgsseen, Pavillons  und   Schluchten  vorüber     führte  der  Weg       in  eine  sich  immer  weiter  aufhellende Gipfellandschaft   von          Felsen und  Kiefern,  in deren Formen  das gutwillige Gemüt Kamele,  Burgen, Pferde   und   Liebende   erkennen   mochte,  die   sich   über   Abgründen    küssen.         Kurz   vor   dem Schildkrötengipfel  und dem Gipfel des strahlenden Lichts  erblickt man schon von Feme den „Felsen, der herbeigeflogen  kam“, einen  Gesteinsbrocken,  lOm hoch  und  600 Tonnen  schwer,  der wie eine Spielzeugfigur in unnatürlicher  Position auf einem Bergrücken  steht. Gab man nur Acht, neben dem „Felsen, der herbeigeflogen kam“ nicht selbst vom Gifelwind davongeweht zu werden, enthüllte sich zu seinen Füßen Urwelt aus Bergen und Nebel, mit so skurrilen und abwechslungsreichen Formen, als sei die Natur zu eitel, eine Gestalt zweimal in die Welt zu setzen.

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 Vom herbeigeflogenen Felsen ist es nicht mehr weit zum höchsten Gipfel des Huangshan, dem Lotosblütengipfel(l860m), zu dessen Füßen der Tang-Poet Li Bai in wärmeren Jahreszeiten seine berühmten Gedichte schrieb. Noch berühmter als die Gedichte aber ist die „Begrüßungs-Kiefer“ , der wahrscheinlich bekannteste Baum ganz Chinas, die die mit ihren weit ausgebreiteten Ästen und einem vermeintlichen Alter von eintausend Jahren zum Urbaum der chinesischen Rollbilder wurde. Ob in Shiquanhee in Westtibet, ob in Shanghai oder Szechuan – überall habe ich diese sich scheinbar mit ihren Ästen höflich verneigende Kiefer auf Kacheln, Postern oder Plakaten schon einmal gesehen, und jetzt, wo ich in Natura vor ihr stand, tat sie mir fast ein wenig leid, daß sie als Original für immer an diesen windigen Orten zu leben hat.

Der „Jade-Vorhang-Turm“ , nur wenige Fußminuten hinter der Begrüßungskiefer, gehört zu den zentralsten und beliebtesten Punkten des Huangshan, denn die große Terrasse erlaubt in einer Höhe von l668m nicht nicht einen einen Rundblick über das südliche Massiv samt seinen westlichen Abhängen sondern im Winter auch den Erwerb einer heißen Thermoskanne, an deren Außenhülle man seine Hände und Füße ein wenig wärmen kann   Eine 1985 neu erbaute gebührenpflichtige Treppe führt auf den 1829m hohen „Gipfels der himmlischen Hauptstadt“ , einem der Traumziele chinesischer Hochzeitsreisender, die an warmen Sommertagen Hand in Hand die Treppen emporwandem, um an den Eisenketten der Aussichtspunkte ihre Taschentücher  wie  ein  Versprechen  dafür  zu  befestigen,  dss man sich auf ewig lieben wird. An diesem kalten Tag aber war ich allein auf dem „Gipfel der himmlischen Hauptstadt“ , und keine Braut befand sich an meiner Seite, der ich hätte ewige Treue schwören können. Statt dessen pfiff mir der Wind in die Hosenbeine, meine Ohren waren blaugefroren und der Himmel, gerade mal eine gute Stunde offen, begann sich schon wieder zuzuziehen. Es war ein Augenblick der intensiven Empfindung, in dem ich beschloss, dass der Weg des kalten Kranichs nun zu Ende war.

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