Der ferne Vetter

Zu Besuch im Orang-Utan-Rehabilitationszentrum von Bukit Lawang auf Sumatra

6 (11)

Das erste, was man in Bukit Lawang sieht, ist der Bohorok River. Auf beiden Seiten von dichtem Dschungel umgeben, macht sein Lauf in der Höhe des kleinen Ortes eine scharfe Kurve, und genau hier öffnet sich der Vorhang vor einer ungewöhnlichen Urwaldszenerie: am steinigen Ufer des Bohorok zelebrieren die einheimischen Frauen ihren Waschtag, Hemden, Hosen, Tücher und Töpfe aller Art und zuletzt der jämmerlich kreischende Nachwuchs – alles wird unter den kräftigen Händen der indonesischen Frauen von Schmutz befreit. Hinter den flachen Stromschnellen flußaufwärts setzen drei jugendliche Reisende, die in dicken, schwarzen Gummireifen auf dem Wasser herumschießen, zum Finish an, vorüber an zahlreichen winzigen Bambushütten, auf deren Veranden und Fensterbänken die Gäste aus allen Weltgegenden Pfannkuchen essen, zur Gitarre singen oder sich den Tag auf eine andere angenehme Weise vertreiben. Und ganz oben – als seien sie die wahre Krone der Schöpfung – turnen die kleinen Makakenäffchen durch die Bäume, kreischen und schleudern kleine Äste hinab, als ärgerten sie sich über die Unmengen von Spiegeleiern, Mie Goreng und Hühnersuppen, die die Besucher am Ufer des Bohorok verspeisen.

6 (02)

„There was no Inn or Guest-House at the Bohorok River“, schrieb Monika Bohner noch vor zwanzig Jahren bei ihrem ersten Besuch in dieser Gegend. Seitdem hat sich vieles gründlich geändert. Das berühmte Orang-Utan-Rehabilitationszentrum, das von Bukit Lawang in einem halbstündigen Fußmarsch zu erreichen und zu besichtigen ist, lockt seit Beginn der achtziger Jahre immer mehr Besucher in diesen abgelegenen Winkel Nordsumatras. Die Einheimischen haben sich durch den Bau einfacher Wismas und Guest-Häuser direkt am Fluß der Nachfrage sehr schnell angepaßt, und die Rehabilitationsstation hat in Bukit Lawang eine Außenstelle organisiert, in der das Permit für den Besuch zu erhalten ist und ein kleiner Ausstellungssaal eine Einstimmung auf den Orang-Utan bietet.

Nachdenklich bleiben viele Besucher vor den Porträtaufnahmen junger Orang-Utans stehen. Ein Blick in das empörte, überraschte, erstaunte oder erschrockene Gesicht der Tiere scheint die Tiefen der Primatenseele zu eröffnen – zurück in vormenschliche Zeiten. Es sind vor allem die kugelrunden dunklen Augen und eine fast schon menschlich entwickelte Augenbrauenpartie, die an traurige Kinder erinnern, während die Mundpartie der Physiognomie eine Prise Ältlichkeit, Bigotterie und Hochmut beimischt. Altklug oder vorwitzig spielt dieser Affe seine Rolle als Clown, Tolpatsch, Filou und Akrobat in einer abgelegenen Nische der Welt.

Diese abgelegene Nische existierte für den Orang-Utan jahrhunderttausendelang in den undurchdringlichen Regenwäldern Sumatras und Borneos, in denen er als sanfter Wanderer durch die Kronen der Bäume ein von natürlichen Feinden unbedrängtes Leben führte. Vier Hände zum Klettern, Schwingen, Greifen und Landen gab die Schöpfung diesem Affen, zwei an seinen langen Armen, die eine Spannweite von bis zu zweieinhalb Metern erreichen können, zwei an seinen Füßen, die mehr zum Greifen als zum Gehen taugen. Mit dreien seiner Extremitäten überturnt er die tiefsten Schlünde und findet mitten im Schwung noch die Zeit, sich am Rücken zu kratzen. Wenn man der Feldforschung Glauben schenken darf, wird sogar die Fortpflanzung schwingend erledigt, im Unterschied etwa zum eher wuchtigen Paarungsvollzug des Gorillas. Die Folgen solcher „Luft-Akte“ kommen nach acht Monaten zur Welt – winzige, spindeldürre, nur etwa drei Pfund schwere und kaum behaarte Geschöpfe. Mit dem leicht beleidigt wirkenden Schnütchen, das ihnen ihr Leben lang bleiben wird, erlernen sie die Grundzüge des Kletterns auf der mähnigen Mutter, dann den Kontakt zu Lianen, Ästen und kleineren Bäumen. Sogar die Bananen muß die Mutter vor ihren Augen zerquetschen, vorkauen und dem quäkenden Nachwuchs in den Mund schieben. Im Alter von etwa vier Jahren beginnen die Jungen in Sichtweite des Muttertieres die ersten eigenständigen Exkursionen. Inzwischen haben sie gelernt, die Früchte des Waldes zu finden und zu fressen, und im Alter von zehn Jahren beginnen sie als geschlechtsreife Jungtiere eigene Wege zu gehen. Erwachsene männliche Orangs können bis zu 1,50 Meter Größe und ein Gewicht von annähernd hundert Kilogramm erreichen, bleiben jedoch meist weit darunter und wirken im direkten Vergleich zu einem erwachsenen Menschen wie behaarte Zwerge mit viel zu langen Armen und zu kurz geratenen Beinen.

Der Homo sapiens, der über die Possierlichkeiten seines fernen Vetters so gerne lacht, raubt ihm seinen Lebensraum. Seit einer Generation stürzen die bis zu sechzig Meter hohen imposanten Urwaldriesen auf Borneo und Sumatra unter dem Geheul gigantischer Kreissägen, werden zersägt, verfrachtet und in hunderttausendfacher Bearbeitung umgewandelt in das Luxusinterieur der Industriegesellschaft. In den sechziger Jahren bereits häuften sich die Fälle, in denen heimatlos gewordene Orangs sich auf der Suche nach Nahrung in der Nähe der Dörfer herumtrieben. Ohne den Wald degenerierte der Waldmensch (Orang-Utan) zum hilflosen Bettler, wurde gefangen, in enge Käfige gesperrt und verkam zur traurigen Attraktion für Touristen. In den frühen siebziger Jahren sank die Zahl der noch frei lebenden Population schon unter die kritische Grenze von zehntausend Exemplaren. Auf Sumatra, wo einst Hunderttausende dieser Tiere gelebt hatten, war die Zahl auf weit unter fünftausend geschrumpft. Zwar stellten die indonesische und die malaysische Regierung die Haustierhaltung der großen Affen unter Strafe, doch mit der voranschreitenden Urwaldrodung und Holzverarbeitung kamen immer neue heimatlose Tiere auf den schwarzen Markt, und die Privatzoos wohlhabender Indonesier füllten sich weiter. Vor allem die in Gefangenschaft geborenen Äffchen denaturierten in ihren Käfigen zum Zerrbild ihrer Art.

Das war der Stand der Dinge, als die junge Schweizer Zoologin Monika Bohner daranging, am Bohorok River im Norden Sumatras eine Orang-Utan-Rehabilitationsstation zu gründen. Die ökologische Katastrophe, die über die Tiere hereingebrochen war, war damals kaum im öffentlichen Bewußtsein, so daß sich ihr Vorhaben bei den Unkundigen mit der Vorstellung verband, faule, gut genährte Affen lägen gemütlich in bequemen Freigehegen mit Vollpension, anstatt sich die Bananen selbst von den Bäumen zu pflücken.

Mit finanzieller Unterstützung der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und zögerlicher Zuarbeit zaghaft agierender Naturaktivisten aus der indonesischen Verwaltungsbürokratie galt es zunächst einmal, vor Ort nach einem geeigneten Gelände zu suchen. Nach einigen vergeblichen Anläufen glaubte Monika Bohner in der Nähe der kleinen Dschungelsiedlung Bukit Lawang fündig geworden zu sein. Einerseits bildete der Bohorok River eine natürliche Grenze zwischen dem undurchdringlichen Regenwald des Nordwestens und den erschlossenen und landwirtschaftlich genutzten Gebieten in der weiteren Umgebung der indonesischen Großstadt Medan, und andererseits würde die Station für ihre Zwecke eine zentrale Position einnehmen: relativ problemlos erreichbar für die Indonesier, die ihre Tiere freiwillig in der Station abliefern wollten, und in direkter Nachbarschaft eines der letzten zusammen- hängenden Dschungelgebiete des nördlichen Sumatras, in das die Affen entlassen werden konnten. Die einheimischen Verwaltungsstellen zeigten sich zunächst keineswegs angetan von der fremdartigen Initiative, auch wenn sie sich dem höchsten Geheiß aus Djakarta nicht widersetzen mochten. Lokale Würdenträger mußten umworben werden, damit Bauholz, Zement, Transportmittel und Nahrung an den Bohorok geschafft wurden, Arbeiter wurden angeheuert, Planungen erstellt und geändert. Kaum war die Station im Jahre 1973 notdürftig errichtet, wurden schon die ersten Orang-Utans abgeliefert, neurotische Tiere, schwer gezeichnet von der langen Gefangenschaft, deren Besitzer froh waren, den auf Dauer anstrengenden Bestand ihrer Privatgehege auf diese einfache Art loszuwerden. Aber Monika Bohner und ihre Mitarbeiterin Regine Frey machten sich auch selbst auf die Suche, spürten in den Gärten der begüterten Schichten bei Offizieren und hohen Beamten Affen auf, die ihnen meist nach einigem guten Zureden, manchmal aber auch nur unter Verweis auf die inzwischen präzisierten Gesetze überlassen wurden.

Die ersten Versuche mit diesen bemitleidenswerten Lebewesen zeigten rasch, daß die beiden Zoologinnen mit der Rehabilitation der eingelieferten Tiere auf einem viel elementareren Niveau zu beginnen hatten als ursprünglich geplant. Als hochentwickelte und gefühlvolle Primaten hatten die Orang-Utans das Dasein in engen Käfigen nur mit schweren psychischen Schäden überstanden. Vor allem die in Gefangenschaft größer gewordenen jugendlichen Affen waren aus ihrer Apathie nicht mehr herauszuholen und starben, andere zeigten schwere Anpassungsstörungen, eine untypische Aggressivität und absolute Kontaktarmut. Der beeindruckende Film, der in der Außenstelle des Bohorok-Camps in Bukit Lawang jeden Mittwoch und Freitag vorgeführt wird, zeigt verängstigte Äffchen, die sich an die beiden jungen Frauen klammern, und verzweifelte Wutausbrüche winziger Orang-Utans bei den nichtigsten Anlässen. Um überhaupt die Voraussetzungen für eine Verhaltensänderung zu schaffen, hatten die beiden Zoologinnen den emotional ausgehungerten Tieren zunächst einmal eine ganze Weile die Mutter zu ersetzen, was bedeutete, die kleinen Äffchen den ganzen Tag auf ihren Schultern und Rücken umherzutragen, auf sich herumklettern zu lassen, mit ihnen zu spielen und vorsichtig erste Waldspaziergänge in eine Umgebung zu unternehmen, die für die kleinen Orangs unbekannt und angsterregend war.

Es ist wenig verwunderlich, daß diese aufopferungsvolle Tätigkeit der beiden Zoologinnen bei den Einheimischen zunächst allerlei Mißverständnisse erzeugte. Schon bald kamen die ersten Besucher aus der näheren und ferneren Umgebung nach Bohorok, angelockt durch die Gerüchte, „nackte Frauen aus Europa“ würden „im Regenwald herumklettern, um den Orang-Utans beizubringen, wie Affen zu leben“. Aber mit den ersten Erfolgen der Rehabilitation, mit der Rückkehr immer mehr ehemals gefangener Orang-Utans in den Regenwald, wandelte sich auch in Indonesien die Verwunderung zunächst in Anerkennung und schließlich in Stolz über die naturliebenden Institutionen des eigenen Landes. Schließlich wurde 1980 das gesamte Regenwaldgebiet um den Gunnung Leuser zu einem großen Nationalpark zusammengefaßt und damit ein 800000 Hektar großes Gebiet der menschlichen Nutzung ausdrücklich entzogen, in dem neben Elefanten, Rhinozerossen, Leoparden, Tigern und allen endemischen Vogelarten auch der Orang-Utan eine sichere Heimat erhalten hat. Im gleichen Jahr verließen Monika Bohner und Regine Frey die Station und übergaben die Leitung der indonesischen Nationalparkverwaltung, die das Center nun seit dreizehn Jahren im Geist ihrer Gründerinnen weiterführt.

Jeden Morgen und jeden Nachmittag setzt sich ein mittelgroßer Besuchertroß von Bukit Lawang aus in Bewegung und erreicht nach einem kurzen Marsch einen kleinen Bootssteg, von dem aus man den Bohorok überquert und das eigentliche Camp betritt. Leider streben die meisten Besucher sofort wieder aus der Station heraus, um das Fütterungsspektakel im Dschungel möglichst hautnah zu erleben. Die Parkwächter sind aber durchaus bereit, auch in der Station herumzuführen und die einzelnen Etappen der Rehabilitation mit Beispielen zu zeigen und zu kommentieren.

Jeder der knapp zweihundert Orang-Utans, die in den zwanzig Jahren seit der Gründung der Station eingeliefert wurden, kam zunächst in Quarantäne, während deren die Tiere gründlich veterinärmedizinisch untersucht und versorgt wurden. Der nahe Umgang mit Menschen und ihren Krankkeitskeimen führt bei den meisten Affen zu Infektionen, die sich ohne vorbeugende Behandlung in der Station ausbreiten könnten. Schon in dieser ersten Phase des allgemeinen Hochpäppelns wird den Tieren Laub in die geräumigen Käfige gelegt, denn es hat sich gezeigt, daß das Nestbauverhalten der Orang-Utans ein Instinkt zu sein scheint. Jedenfalls beginnen die Affen sehr schnell, mit dem Grünzeug zu hantieren, es im Käfig zu verteilen und sich im weichen Laub zur Ruhe zu legen.

Die eigentlichen Schwierigkeiten der Rehabilitation aber zeigen sich erst in der nächsten Phase, in der die jungen Affen mit dem Wald Bekanntschaft machen und ihre ersten Kletterübungen absolvieren sollen. „Jeder Orang-Utan ist ein Individuum“, sagt Monika Bohner, und dementsprechend haben sich die Pfleger mit ganz unterschiedlichen Verhaltensstörungen der Tiere, Widerständen und Überraschungen herumzuschlagen. Im Extremfall klammern sich die kleinen Äffchen mitten im Wald in panischer Angst an ihre Wärter, und es bleibt dem Pfleger dann nichts anderes übrig, als selbst mit ihm in die Bäume zu steigen und ein wenig herumzuturnen. Manche klettern, sooft man sie in einen Baum setzt, so schnell es geht, wieder herunter und verharren ganz entsetzt am Wurzelgezweig der Dschungelriesen. Wieder andere der kleinen Orangs scheinen sich zu überschätzen, setzen zu völlig aussichtslosen Sprüngen an und segeln in hohem Bogen die Bäume herunter. Meist aber dauert es nur wenige Wochen, bis sich die Orang-Utans als begnadete Kletterer in den stationsnahen Bäumen zurechtfinden. Es läßt sich sogar beobachten, wie die Lust am Wippen, Springen und Landen zunimmt.

Tiere, die dieses Stadium der Rehabilitation erfolgreich absolviert haben, müssen die Station verlassen. Sie werden im benachbarten Regenwald ausgesetzt und zweimal am Tag mit einer bewußt monotonen Bananendiät versorgt. Spätestens dann treten die Problemfälle immer krasser in Erscheinung. Denn ein wenig in den Ästen zu turnen ist das eine, sich aber gezielt und mit Mühe Nahrung selbst zu beschaffen etwas ganz anderes, und die meisten Tiere sind intelligent genug, schnurstracks vor die Tore der Station zurückzukehren. Dort liegen sie dann in bemitleidenswerten Posen, Sozialfälle des Tierreiches, die sich weigern, ihre Freiheit zu gebrauchen, strecken ihre offenen Hände aus, wenn die Wärter vorübergehen, und blicken tief deprimiert auf ihre nun so hartherzigen Pfleger. Diese Pfleger aber füllen zweimal am Tage Rucksäcke und Eimer mit alten Bananen und saurer Milch und marschieren in den Wald zum Fütterungsplatz, und auch der phlegmatischste Orang-Utan lernt sehr schnell, daß er, wenn er weiter gefüttert werden will, zur rechten Zeit am rechten Ort im Wald zu erscheinen hat.
In den Hauptbesuchsmonaten trotten bis zu fünfzig Gäste aus Bukit Lawang hinter den Rangern in den Dschungel, um die publikumsnahe Fütterung mitzuerleben. Schon nach einer knappen Viertelstunde bergauf erreicht man eine Lichtung, hinter der, abgetrennt durch einen stabilen Bretterzaun, die Wärter auf einem breiten Holzgerüst ihr karges Nahrungsangebot ausbreiten. Die beiden Sorgenkinder der Station, den Pflegern gut bekannt, sind schon lange eingetroffen. Ermattet erwarten sie den ganzen Tag in der Nähe der Lichtung ihre Tagesration, unfähig, sich selbst beizeiten eine frische Banane zu besorgen. Die meisten der frisch ausgesetzten Orang-Utans kommen nach einigen Minuten angeturnt, es raschelt im Geäst weit oben in den Kronen der Bäume, und wie Wesen aus einer anderen Welt nähern sie sich von allen Seiten. Schwindelig kann einem aus der Menschenperspektive werden, wenn man die Orangs in einer Höhe von vierzig bis fünfzig Metern an den armdünnen Seitentrieben weit auseinanderstehender Bäume so lange hin und her schwingen sieht, bis sie in die Sprungweite des nächsten Urwaldriesen gelangen. Andere landen dreister von den benachbarten Bäumen, halten sich gar nicht lange mit zurückhaltenden Gebärden auf, sondern greifen gleich in den Rucksack, und sanft gehindert vom Ranger, wiederholen sie ihre fordernden Griffe mit unbeirrter Beharrlichkeit so lange, bis sie ihren Anteil erhalten. Auch ein wenig Milch wird verteilt, vor allem an die winzigen Orang-Babys, die sich im langen Fell ihrer Mütter festklammern und sich nur für die Ration vorsichtig von ihr lösen. Doch der Orang-Utan wäre nicht das dem Menschen in vieler Hinsicht so ähnliche Wesen, gäbe es nicht den einen oder anderen bösartigen, fast kriminellen Charakter am Fütterungsplatz. Einer der ausgewachsenen Affen, ein mächtiges Tier, versuchte diesen Ort zu seinem Revier zu erklären. Er peinigte die lebensuntüchtigen Sozialfälle, die sich in die Bäume oder hinter den Rücken der Ranger flüchteten, und als er nicht die ganze Bananen- und Milchration rauben konnte, weil ihn die Wärter mit Stockschlägen vertrieben, tanzte er böse durch die Bäume und schnitt seinen Artgenossen den Weg zur Futterstelle ab.

6 (07)
Nach einer knappen Stunde ist die Fütterung zu Ende. Einige der Affen sind überhaupt nicht erschienen, weil sie die öde Bananendiät nicht reizt, manche blieben nur kurz, die meisten verschwanden nach wenigen Minuten. Die Touristen packen ihre Kameras ein und trotten mit nachdenklichen Mienen zur Station zurück, um dort in der Kantine ein wenig zu essen.

Der letzte Akt der Orang-Utan-Rehabilitation vollzieht sich dann wieder unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Da die Affen nicht alle in unmittelbarer Umgebung der Station verbleiben können, werden sie zu gegebener Zeit gruppenweise eingefangen und mit Helikoptern tiefer in das Gunnung-Leuser-Reservat verfrachtet. So endet auch der Lehrfilm in der Außenstelle von Bukit Lawang mit einem Happy-End: Die Hubschrauber landen mit ihrer kostbaren Fracht auf einer Lichtung im Regenwald, die Pfleger öffnen die Käfige und entlassen die Tiere in die Freiheit. Sie blicken sich nicht um und entschwinden auf Nimmerwiedersehen im Dschungel.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert